Buchtipp: Höhepunkte sowjetischer Kochkunst
Man kann den Borschtsch riechen, die proletarische Wurst schmecken, wenn die Autorin von ihrer kargen Moskauer Kindheit erzählt. Mit ihrer eigenen Familiengeschichte rollt die amerikanische Lifestyle-Journalistin die ganze sowjetische Kochkultur auf. Lesenswert!
Anya von Bremzen, aufgewachsen in Moskau und heute gefeierte Lifestyle-Journalistin in New York, erzählt die Geschichte ihrer Familie: ein kulinarisches Epos über das gesamte 20. Jahrhundert, gewürzt mit phantastischen Gerichten der sowjetischen Küche.
Wenn sich Anya von Bremzen an ihre Kindheit erinnert, dann denkt sie an aromatische Hefeteig-Piroggen, an Lamm-Pilaf und Borschtsch, sie denkt an die köstliche proletarische Wurst, die man den Gästen servierte, und vor allem an ihre große russische Familie: an Urgroßmutter Anna, die als überzeugte Feministin für die "neue Sowjetfrau" kämpfte und dafür ein schreckliches Schicksal erlitt, an den "Gefilte Fisch" ihrer jüdischen Großeltern in Odessa und an ihren Großvater Naum, der als Geheimdienst-Offizier zur Nomenklatura zählte, bis sich seine Tochter Larisa ausgerechnet in den Dissidenten Sergei verliebte.
Aus der Kraft der Erinnerung heraus gelingt Anya von Bremzen ein hinreißendes Buch über das manchmal absurde, manchmal unfassbar tragische Leben in einer Diktatur und darüber, wie sehr eine fettige Wurst glücklich machen kann.