Bier statt Rotwein lautet Motto in Italien: Wie Italiener ihr Essverhalten verändern
Feinschmecker erwartet jetzt geht eine neue Hiobsbotschaft : Italiener würden sich von der weltweit hochgelobten mediterranen Küche abwenden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, welche den Essgewohnheiten der Italiener kein gutes Zeugnis ausstellt. Demnach würden die Italiener vermehrt zu Bier, Fleisch und Butter greifen. Wie es um die mediterrane Küche bestellt ist, lesen Sie hier.
Wenn es ums Essen geht, verstehen die Italiener keinen Spaß. Da ist die chronische Furcht der Italiener um Pasta, Parmesan und Mozzarella - angeblich würde die EU ihre nationalen Errungenschaften zu wenig vor billigen ausländischen Plagiaten schützen. Soweit die üblichen Ängste, doch jetzt geht eine neue Hiobsbotschaft um: Italiener würden sich von der weltweit hochgelobten mediterranen Küche abwenden.
Bier statt Rotwein
Anlass ist eine Studie der Einzelhändler-Vereinigung über die Veränderung der Ernährung in den vergangenen 30 Jahren: Immer mehr Fleisch und immer weniger Gemüse und Brot nehmen die Italiener demnach zu sich, statt zu Olivenöl greifen sie immer häufiger zu cholesterinhaltiger Butter, und statt des Herzinfarkt und Krebs hemmenden Rotweins trinken sie immer mehr Bier. Der Bierkonsum stieg nach den Zahlen der Einzelhändler seit 1974 um 50 Prozent, um die gleiche Rate sank der Weinkonsum.
Mehr Fleisch und Butter
Absurd, findet das Blatt: Da feiert die Mittelmeerküche weltweit Triumphe, selbst die traditionell Fett liebenden Deutschen schwören auf Gemüse und kalt gepresstes Olivenöl. Nur die Italiener kämen auf Abwege. Vor drei Jahrzehnten etwa hätte der Durchschnittsbürger zwischen Mailand und Palermo lediglich 17 Kilogramm Schweinefleisch jährlich pro Kopf gegessen, heute seien es 40 Kilo. Der Butterkonsum habe um 36 Prozent zugenommen, der Verbrauch von Mais- und Sonnenblumenöl gar um 72 Prozent. Mit 14 Litern werde vom Letzteren gar pro Kopf und Jahr mehr als Olivenöl konsumiert, dem globalen Inbegriff der cholesterinschonenden Mittelmeerküche.
Fast Food
Mediterrane Küche - das war stets auch "Armeleute-Küche", der Wohlstand verändert alles. Auch in Italien nimmt Fast Food zu, früher fuhren die Menschen über Mittag zu Pasta und Siesta nach Hause, das geht heute allein wegen des chaotischen Verkehrs nicht mehr. Ärzte schlagen Alarm: Auch Kinder in Italien werden immer dicker. Dabei sind Mailänder, Römer oder Neapolitaner auf ihre kulinarischen Künste genauso so stolz wie auf ihre fußballerischen. Ausländische Restaurants gibt es in Italien viel seltener als in Deutschland, Olivenöl aus Frankreich oder Griechenland hat keine Chance.
Echte Pizza per Gesetz
Beim Essen werden Italiener geradezu penibel. Neulich legte die Regierung in Rom amtlich fest, wie eine echte Pizza beschaffen sein muss: Dass oben drauf nichts anders als Büffelkäse, Tomaten und frischer Basilikum sein darf, war bekannt. Doch auch bei der Form gaben die Beamten messerscharfe Order: Am Rand ein bis zwei Zentimeter dick, in der Mitte keinesfalls mehr als drei Millimeter. Da verstehen sie keinen Spaß. (apa/red)