Boom für Frankreichs Champagner im Ausland: Prosit Neujahr 2006 für Hersteller

Ein gutes neues Jahr können Frankreichs Champagner-Produzenten erhoffen, wenn sie Silvester die Korken knallen lassen. Die steigenden Umsatzzahlen der kleinen, aber feinen Schaumwein-Industrie verdanken die Händler dabei vorwiegend den Kennern und Genießern im Ausland. Die Franzosen sind zwar weltweit immer noch die größten Champagner-Trinker, doch geht der Verbrauch im Lande seit Jahren stetig zurück. Angesichts bedeutender Margen auf Märkten wie Großbritannien, den USA und neuerdings auch Russland setzt die Industrie ohne Bedauern auf den Export.

Rund 300 Millionen Flaschen des prickelnden Getränks werden jährlich weltweit verkauft, die Franzosen trinken davon mit 180 Millionen immer noch den Löwenanteil. Doch "in den ersten elf Monaten des Jahres 2005 ging der Umsatz in Frankreich um 2,5 Prozent zurück", sagt Daniel Lorson vom französischen Champagner-Berufsverband. Die Ausfuhren in Richtung EU stiegen dagegen um drei Prozent, diejenigen in Länder außerhalb der EU sogar um 4,9 Prozent, sagt Yves Benard, Vorsitzender des Verbandes der Champagnerfirmen. Das Haus Laurent-Perrier, das zwei Drittel seines Umsatzes außerhalb Frankreichs macht, spricht von einem Zuwachs von 35 Prozent in den USA und Japan in der ersten Jahreshälfte.

Dom Pérignon & Co
Das vom Benediktinermönch Dom Pérignon Ende des 17. Jahrhundert erfundene Edel-Getränk entwickelt sich damit erstaunlich positiv im Vergleich zur Weinindustrie, die seit Jahren in einer tiefen Preis- und Absatzkrise steckt. Während die Weinbauern einfach zuviel produzieren, sorgt die geschützte Herkunftsbezeichnung "Champagner" für begrenzte Mengen. So wurden im vergangenen Jahr 31.800 Hektar in der Champagne bewirtschaftet. Mehr lässt sich aus dem Gebiet kaum rausholen. Und so könnte der Winzer Guy Vandier seine zehn Hektar in der Champagne locker für drei Millionen Euro verkaufen.

Nachfrage im Ausland groß
Beim Verkauf ins Ausland ist eine so klar abgegrenzte und einmalige Herkunft natürlich ein Trumpf: "In den Weinbaugebieten gibt es Dutzende Herkunftsbezeichnungen, bei uns gibt es nur eine - da kann nichts verwechselt werden", freut sich Lorson. Wenn es also etwas zu feiern gibt, "dann führt am Champagner kein Weg vorbei", erklärt der Sommelier Georges Bertet, der schon im Maxim's und im Orient Express Flaschen entkorkt hat. Und im Ausland sind die Kunden offenbar bereit, für einen guten Tropfen tiefer in die Flasche zu greifen: Die Preise sind um 30 Prozent höher als in Frankreich, analysierte das Marktforschungsinsitut Précepta in einer Studie. "Die Nachfrage im Ausland ist so hoch, dass es schade wäre, auf diese Margen zu verzichten", gibt Lorson zu.

Champagner erobert den Osten
Die Franzosen dagegen achten sehr genau auf den Preis. Als Anfang der 90er Jahre der Champagnerpreis um 15 Prozent anstieg, ging der Verkauf im Lande umgehend um ein Viertel zurück, erinnert sich Lorson. Seither kauften seine Landsleute vorwiegend schnöde "Brut"-Flaschen, keine Jahrgangschampagner, die als die Spitze der Produktion gelten. "In den USA oder Japan dagegen kaufen die Kunden nur vom Feinsten." Größter Absatzmarkt ist derzeit Großbritannien mit 30 Millionen Flaschen gefolgt von den USA (18 Millionen Flaschen). Doch Japan, Singapur, China und Russland mausern sich als Kunden.

Pernod-Ricard & Co
Kein Wunder, dass durstige Investoren den Markt genau beobachten und auf eine Gelegenheit warten, in das lukrative Geschäft einzusteigen. Fünf große Gruppen beherrschen derzeit 43,2 Prozent des Marktes: LVMH, Lanson International, Pernod-Ricard, Laurent-Perrier und Vranken-Pommery. Lanson soll noch im Frühjahr an die Gruppe BCC des Geschäftsmannes Bruno Paillard verkauft werden. Pernod-Ricard verleibte sich in diesem Sommer Mumm Perrier-Jouet ein, Taittinger ging an die US-Gruppe Starwood. Und im Frühjahr soll das kleine Champagnerhaus Bonnet von seinem Eigentümer Rémy Cointreau verkauft werden. (apa/red)