Burger, Bosna und ein Gourmet-Stanitzel: Salzburgs Fast-Food-Gourmet-Festspiele
Salzburg ist durchaus ein Ort für Feinschmecker. Nun tut sich aber eine neue Nische auf: Das Gourmet-Fast-Food. Und wer jetzt Salzburg für eine Schnell-Ess-Metropole hält, der liegt gar nicht mehr so falsch. Daher möge mir Manfred Stüfler verzeihen, dass ich ihn ausnahmsweise in eine Ecke stelle, in die er gar nicht gehört. Nicht als Meister der klassischen Altwienerhof-Schule will ich den Chef des Sacher Salzburg heute rühmen, sondern seines vielleicht erfolgreichsten Gerichts wegen.
Stüfler serviert es allerdings nicht zu Klaviermusik im romantisch-eleganten "Zirbelstüberl", sondern, ebenfalls an der Waterfront, im benachbarten Salzachgrill: Es handelt sich um Stüflers von Paprika und Zwiebeln umkränzten "Salz-Burger", den es in einer doppelstöckigen Variante auch als Sacher-Burger gibt und der aus durchwegs frischen Zutaten sowie fein gehacktem (keineswegs faschiertem) Rindfleisch erlesener Güte besteht. Kurz: ein Burger, der jegliches Junk-Vorurteil widerlegt und dem wohl weltweit kaum ernsthafte Konkurrenz erwächst - außer vielleicht bei Jörg Wörther gleich am gegenüberliegenden Salzachufer.
Chicken Wings als Vierhauber
Wörther braucht mir, im Gegensatz zu Stüfler, nicht zu verzeihen. Der einst mit vier Hauben dekorierte "Koch des Jahrzehnts" hat sich nämlich freiwillig ins Fast-Food-Eck gestellt, als er gemeinsam mit Dietrich Mateschitz mit dem "Carpe Diem" einen todchicen Fun-Place in der Getreidegasse eröffnete, dessen Spezialitäten von Langustinen und dreierlei Felsenmuscheln über Gänseleber bis zu Beef Tatar mit Kaviar durchwegs in knusprigen Cornettotüten als Fingerfood serviert werden. Dazu trinkt man in cooler Atmosphäre bei leiser Jazzmusik Sancerre, Bordeaux oder Champagner. In die Tüte kommen auch ein paar echte Fast-Food-Oldies wie Red Chicken Wings mit Maiskölbchen oder ein auf insgesamt drei Tütchen aufgeteilter Hamburger mit köstlichen French Fried Potatoes. Beim Beef sind Stüfler und Wörther qualitativ gleichauf, beim hausgemachten Hot-Ketchup hat das "Carpe Diem" hingegen die Nasenspitze vorn. Hoffen wir, dass es auch nach den heurigen Festspielen so bleibt. Denn ab 1. September wird Wörther wieder einmal seinem Image als "fahrender Gesell" treu und verlässt die Mateschitz-Gruppe. Ob seine Zukunft im Catering, in der "großen Kür" oder in beidem liegen wird, darüber schweigt sich die Primadonna unter den heimischen Meisterköchen noch aus.
Die Primadonna der Bosnawurst
Aber es gibt noch eine weitere Primadonna im magischen Fast-Food-Dreieck, allerdings eine, die eher im Volksstück als in der Oper zuhause ist: Hildegard Ebner wirft in ihrem winzigen Outlet in einem Getreidegassen-Durchhaus täglich zwischen 800 und 2.000 Exemplare einer kulinarischen Institution auf den Markt: der Salzburger Bosnawurst. Das Original (und nur das zählt) besteht aus extrem knusprigem Weißbrot, zwei knackigen Schweinsbratwürsteln vom Grill, frischen Zwiebeln und ebensolchem Petersil, Balkangewürz und sonst nichts. Ich habe das Ding erstmals als Firmling in den 60ern gegessen, und ich schwöre, es schmeckt heute genauso gut wie damals. Als Zugeständnis an den Zeitgeist wird die Bosna nunmehr auf Wunsch auch mit Senf und Ketchup serviert.
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