Christoph Wagner über den Wiener Szene-Asiaten "Yellow" auf der Mariahilfer Straße.

Der bekannteste Gourmet-Kritiker des Landes - Christoph Wagner - stellt NEWS-Networld jede Woche eine Restaurantkritk zur Verfügung. Wir beginnen den kulinarischen Reigen mit dem asiatischen Szene-Restaurant "Yellow".

Die Eingangspforte erinnert an fernöstliche Mysterien. Zur Linken geht es in einen ziemlich finstere, schwarze Höhle mit schemenhaften Gestalten, zur Rechten winkt jedoch ein heller, sonnengelber Schlauch mit freundlichen Bacchantinnen, die allesamt gelbe Lackgürtel um die Hüften tragen und in der Hauptschule Ohlsdorf vermutlich nicht wohl gelitten wären.

Wer das Tibetanische Totenbuch gelesen hat, der weiß, dass er der Erkenntnis im dumpfen Teil (sprich: in der Bar) vermutlich näher träte. Ich aber, schwacher Mensch, der ich bin, dachte nicht an die toten Tibeter, sondern an den alten Geheimrat Goethe, der in seiner Farbenlehre meinte, Gelb wärme das Herz. Womit ich Wiens jüngster gastronomischer Szene-Errungenschaft schon einigen Kredit gab.

Denn an und für sich zeigt meine innere Gastro-Ampel, wenn es um „All-Asia-Küche“ geht, nämlich auf Rot. Lokale, in denen man thailändische Zitronengrassuppe, indisches Tandoorihuhn, chinesische Wan Tan und japanische Sushi gleichermaßen bekommt, erinnern mich an jenes Wirtshaus im Burgenland, an dem ich unlängst vorbeifuhr, und das mit der Aufschrift: Pizza-Döner-Schnitzel-Fondue um Aufmerksamkeit warb.

Doch bereits die Tom Yam Goong Suppe zerstreute, da von wirklich pikanter Schärfe und mit perfekt gegarten Garnelen serviert, meine ersten Bedenken. (Dass Garnelen dem Küchenchef zu liegen scheinen, bewies auch der hervorragend abgeschmeckte Plagung-Salat). Ebenfalls auf der Haben-Seite des Lokals steht die angesichts der Schärfe vieler Gerichte angebrachte Gewohnheit, zu den bestellten Drinks (darunter auch einigen recht ordentlichen, meist auch glasweise angebotenen Weinen) immer wieder Leitungswasser nachzuservieren.

Und im übrigen ist nicht nur die lichtvolle Architektur des „Fabios“-erprobten BEHF-Teams zu rühmen, die experimentierfreudigen Gästen sogar eine westöstliche Liege-Lounge anbietet, sondern vor allem auch die Wahl der Stühle, die zwar „cool“ aussehen, auf denen man jedoch für „Designer-Verhältnisse“ ziemlich behaglich sitzt. Aus welchem asiatischen Land die „Yellow Duck“ in Mangosauce stammte, war nicht recht auszumachen, allein: sie war so knusprig wie saftig, und sehr viel mehr muss eine Ente um 13 Euro auch nicht sein.

Eindeutig aus Yellowstan und nicht aus Indien kam hingegen das Tandoori-Chicken. Andererseits muss ich gestehen, dass ich unter diesem vielstrapazierten Namen noch kaum jemals ein so saftiges Huhn gegessen habe wie dieses. Und da Gelb laut Max Lüscher die Farbe der Veränderung ist, sollte man im „Yellow“ vielleicht auch gar nicht so puristisch sein.

Yellow - Restaurant/Bar/Lounge, Mariahilferstr. 127, 1060 Wien, kein Ruhetag, tgl. 11-24 Uhr, Bar und Liege-Lounge Mo-So 19-02 h, Tel.: 01-595 11 55, Info: www.yellow.co.at,
Prädikat: Designer-Asiate mit Stil

Web-Tipp: Christoph Wagner's Weblog
www.speising.net