Das große Geheimnis der Lieblingsspeise: Warum Manches schmeckt & Anderes nicht
Dass wir gerne Süßes essen, ist angeboren. Der Grund liegt in der Natur. Denn es gibt kaum süße Nahrungsmittel, die giftig sind. Die Ernährungswissenschafter Eva Derndorfer führt in ihrem neuen Buch durch die faszinierende Welt des persönlichen Geschmacks - vom Kind bis zum alten Menschen. "Warum wir essen, was wir essen" geht dem Geheimnis der Lieblingsspeisen auf den Grund.
Schon bei der Geburt sind Neugeborene in der Lage, auf eine große Anzahl von Gerüchen zu reagieren. Sie können zwischen Grundgeschmacksrichtungen wie süß, sauer oder bitter unterscheiden. "Träufelt man ein wenig Zucker auf die Zunge eines Säuglings, wird er lächeln", sagte Derndorfer bei der Buchpräsentation in Wien. Sauer und bitter wird von den Neugeborenen abgelehnt. Das sei eine Art Schutzmechanismus vor unreifen, verdorbenen oder giftigen Lebensmitteln, erklärte die Autorin.
Mittlerweile ist aber auch bekannt, dass Säuglinge bereits vor der Geburt im Bauch der Mutter Gerüche und Geschmäcke kennen lernen. Zu einem gewissen Grad habe Essen in der Schwangerschaft einen Einfluss auf spätere Vorlieben, so Derndorfer.
Genetische Ursache
Aber auch genetische Ursachen bedingen die unterschiedlichen Nahrungspräferenzen. "Es gibt eine Substanz namens Prop, die von den Menschen als verschieden bitter wahrgenommen wird", erklärte die Ernährungsexpertin. Die Menschen, die Prop als extrem bitter empfinden, empfinden salzigen, süßen und scharfen Geschmack auch intensiver. "Das sind jene Menschen, die etwa kein scharfes Chili con Carne essen können." Sie lehnen auch so manches Gemüse wie Kohlsprossen oder Karfiol sowie Zitrusfrüchte und Rhabarber ab. "Diese Menschen sind auch empfindlicher bei Fett", so Derndorfer.
"Die eigenen Gene dürfen aber nicht als Ausrede für ein schlechtes Ernährungsverhalten gelten", so die Expertin. Französische Forscher haben einmal herausgefunden, dass die Vorliebe für Gemüse bei denselben Personen mit zunehmendem Alter ansteigt. Also auch wenn ein Kind heute Gemüse ablehnt, tut es das nicht auf immer und ewig. Mit dem gesunden Aspekt bei Kindern zu argumentieren, sei meist sinnlos, meinte die Autorin. Verbot oder Limitierung machen Essen aber umso interessanter.
Man begehrt, was man nicht hat
Attraktiv ist vor allem das, was man nicht hat. In einer Modelluntersuchung unter Volksschülern gab es auf einem Tisch viel Schokolade, jedoch weniger Karotten als Kinder, um einen künstlichen Mangel bei Gemüse zu erzeugen. Die Kinder mussten sich beim Start des Spiels entscheiden, wo sie zuerst hingehen - zu den Karotten oder zur Schokolade. Von insgesamt 161 Kids in insgesamt 23 Durchgängen griffen 103 zuerst zu den limitierten Karotten.
Was der Bauer nicht kennt
Der Geschmack gegenüber eines Lebensmittels kann auch durch oftmaliges Essen verbessert werden. Im Fachjargon nennt man das "Mere Exposure Effect", den "Effekt der bloßen Darbietung". Damit ist gemeint, dass wir unsere Einstellung gegenüber einem Objekt - auch einer Speise - durch mehrfache Darbietung verbessern. Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht: Menschen mögen folglich eine Speise gerade deshalb, weil sie sie bereits gegessen haben. Derndorfer: "Wem hat schon beim ersten Mal kosten eine Olive oder eine Tasse Kaffee geschmeckt?"
(APA/red)