Deep South
Jedes Jahr dasselbe, das Wetter Grau in Grau, kein Sonnenstrahl in Sicht. Auswandern oder Winterschlaf kommen ja nicht in Frage, eine kurze Flucht schon.
Grübel, grübel. Erinnerungen an frühere Destinationen. Südafrika – mit dem Auto von Durban nach Cape Town. Atemberaubende Landschaft, geniales Essen, vortreffliche Weine, die Garden Route ist die Genießermeile.
Bei Port St. John’s hatte ich in der Country Lodge Wild Coast Kitchen gebucht. Nomen est omen, es war wirklich wild: auf einem ohne Offroader kaum zu erklimmenden Hügel, außer uns keine Gäste, die Küche verlassen, das Zimmer wild romantisch, die Besitzerin anfangs etwas unwillig. Doch dann warf sie den Braai – Grill auf Afrikaans – an, das Essen war so genial wie banal. Port Elizabeth kann man aus kulinarischer Hinsicht am ehesten am Straßenrand vorbeiziehen lassen, Knysna (sprich: Naiss-na) auf keinen Fall. Hier schlürfte ich in einer wunderschönen Lagune die wundervollsten Austern. In Oudtshoorn aß ich das ultimative Ostrich-Steak. In Constantia traf ich Edgar Osojnik, einen waschechten Kärntner, der zu den Star-Köchen am Kap zählt, seit 1997 Chef & Partner im Buitenverwachting ist, Winery und Restaurant liegen traumhaft, das Essen ist ein Hit.
Fazit: Die südafrikanische Küche ist ein Meltingpot, geprägt von burisch-holländischen, englischen, französischen, indischen Einflüssen. Ich weiß jetzt wie Krokodil, Strauß und Warzenschwein schmecken, habe das Geheimnis des Smily gelüftet. Das hätte ich mir sparen können: Ein gekochter Schafskopf samt Augen, Ohren und Zähnen lächelte vom Teller. Ich habe die besten Weine verkostet, bin noch lange nicht durch, es gibt zu viele köstliche Tröpfchen. Die Reise schreit nach einem Revival.
Barbara Knapp ist GUSTO Redakteurin und schreibt in ihrer Kolumne "Knapp dabei" über kulinarische Highlights in anderen Ländern.