Der Mann fürs Feine: Herbert Hacker über Meinrad Neunkirchners Freyenstein in Wien

Das Lokal ist täglich voll – auch jetzt, im weitgehend ruhigen Jänner. Wer hier einen Tisch ergattern will, muss mindestens eine Woche im Voraus reservieren. Der Grund für den Ansturm ist einfach: Im Freyenstein in Wien-Gersthof steht ein großer Könner am Herd.

Schon als das Lokal Ende des Vorjahres aufsperrte, wurde Meinrad Neunkirchner in den Medien mit Vorschusslorbeeren überhäuft. Schließlich ist er kein Unbekannter. Doch inzwischen hat er eine Form erreicht, die mit jener der Anfangstage kaum noch etwas zu tun hat. Unumwunden gibt er selber zu: „Erst jetzt bin ich dort, wo ich hinwollte.“
Und das ist schlicht grandios. Kaum wo in Wien wird man derzeit zu derart moderaten Preisen besser essen als in dem kleinen Lokal weitab vom Schuss.

Neunkirchner hat schon viele Stationen hinter sich, nicht immer nur wurde er vom Glück verwöhnt. Heute ist er ein Koch, den auch so mancher Rückschlag hat reifen lassen. Irgendwie merkt man das seinen Gerichten auch an, mit denen er so gar nicht imponieren will – sie kommen weder überladen noch gewollt daher. Im Grunde genommen kocht er eine gehobene Gasthausküche. Mehr nicht. Doch er tut das mit einer Erfahrung, Hingabe und Perfektion, wie sie ganz, ganz selten ist. Am besten, man bestellt ein Menü, das er selber zusammenstellt – um die gesamte Bandbreite seines Könnens zu genießen. Und weil die Betreiberin gewiss eine kluge Gastronomin ist, wird sie diesem außergewöhnlichen Koch auch weiterhin völlig freie Hand lassen. Unter allen Umständen.

Name: Freyenstein
Adresse: 1180 Wien, Thimiggasse 11, Tel.: 0699/19 03 06 02
Öffnungszeiten: Di.–Sa. 16–24 Uhr, Sonntag mittags
Preis: Vorspeisen bis 7,80, Hauptspeisen bis 18,70 Euro