Die EU will 200.000 ha Weingärten roden! Heftiger Widerstand von Austro-Weinbauern
Die EU-Kommission hat ihren mit Spannung erwarteten Vorschlag für eine Weinmarktreform vorgelegt. Mit einer Reihe von Veränderungen sollen die 1,3 Mrd. Euro, die man jährlich für den EU-Weinmarkt ausgibt, effizienter genutzt und die Überschussproduktion - etwa 15 Prozent der Gesamtmenge im Jahr 2010 - eingedämmt werden.
Damit soll der europäische Wein, der etwa 60 Prozent der weltweiten Produktion stellt, wettbewerbsfähiger werden, sagte EU-Landwirtschaftskommissarin Mariann Fischer Boel in Brüssel.
Aufzuckerung soll verboten werden
Bisher geltende Marktinterventionsmechanismen wie etwa die Förderung der Lagerhaltung oder die Destillation überschüssiger Mengen sollen ab 2008 abgeschafft werden. Stattdessen sollen 120 Mio. Euro in eine groß angelegte Werbekampagne fließen, um die Weinexporte in Drittländer anzukurbeln. Auch die Regeln für die Bezeichnung des Weins sollen verändert werden. Künftig soll ferner ein schlechter Jahrgang nicht mehr einfach mit Zucker, sondern lediglich mit Trauben-Dicksaft "aufgebessert" werden dürfen.
Bordeaux aus Litauen
Ein französischer Spitzenwein der Marke "Bordeaux" könnte künftig auch dann diesen Namen auf dem Flaschenetikett tragen, wenn nur die Weintrauben beispielsweise nach Litauen transportiert und dort verarbeitet werden. EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer-Boel sagte bei der Präsentation der Weinmarktreform in Brüssel, "natürlich muss die Benennung an die Weinregion gebunden werden, sonst führt man die Verbraucher irre". Prompt hagelte es wütende Proteste aus Frankreich, Italien, Spanien und Portugal.
Widerstand aus Österreich
Um Gültigkeit zu erlangen, muss die Reform von den Mitgliedsstaaten mit qualifizierter Mehrheit beschlossen werden. Zahlreihe Weinbauvereinigungen der 27 EU-Länder haben mittlerweile freilich Widerstand angekündigt. Auch der österreichische Weinbauverband lässt kaum ein gutes Haar an dem Entwurf. Josef Pleil, dessen Präsident, sieht vor allem durch die geplanten Änderungen im Bezeichnungsregime die Qualitätswein-Politik der vergangenen 20 Jahre gefährdet. Noch vor der offiziellen Veröffentlichung durch die EU warnte Pleil davor, dass durch die vorgesehene Liberalisierung etwa der mühselige, aber hochqualitative Terrassenweinbau in der Wachau unter die Räder kommen könnte. (APA/red)