Erster Weinberg in der Arktis: Wirtin aus Svalbard plant Weinbau auf dem Nordpol!

Gegrillter Polarbär, Carpaccio vom Seehund, Rentier-Ragout oder doch lieber Tatar vom Wal? Auf Svalbard, einer kleinen Inselgruppe nordöstlich von Grönland, kreieren die Köche mit den Zutaten der Arktis eine neue, exotische Esskultur. Eine exzentrische Köchin aus diesem Dorf plant jetzt sogar den Anbau von Rotwein in der Nähe des Nordpols.

Grillabend im "Mary-Ann Riggen" in Longyearbyen, der Hauptstadt des Archipels im äußersten Norden Norwegens: Inhaberin Mary-Ann Dahle bereitet für ein Dutzend Gäste Polarbär, Seehund, Lamm, Rind und Lachs zu. "Früher konnte ich mich mit der Idee, Polarbär zu servieren, nicht so recht anfreunden. Ich hatte das Bild vom Kuscheltier im Kopf. Doch dann bekam ich das seltene Fleisch angeboten", erzählt sie. Inspiriert von zahlreichen Reisen bietet Mary-Ann Dahle inzwischen meist verschiedene, kleine Gerichte wie rohen Wal oder Carpaccio und Frikadellen vom Seehund an. "Ich habe kein Rezept, sondern lasse meiner Fantasie freien Lauf", sagt die exzentrische 50-Jährige.

Rarität: Polarbär
Gekochter Wal erinnert Kennern zufolge ein wenig an Leber. Dagegen ist Robbenfleisch kaum mit anderen kulinarischen Genüssen zu vergleichen. Wal und Robbe gelten zwar im Rest der Welt als exotisch, stehen in der Polar-Gegend aber recht häufig auf der Speisekarte. Eine Rarität selbst in der abgelegenen Region zwischen Norwegens Nordkap und dem Nordpol ist dagegen das Fleisch des Polarbären. Es ist ein etwas schwierig zu kauen und hat einen mit Wild-Spezialitäten vergleichbaren Nachgeschmack.

Polarbären sind geschützt und dürfen nur erlegt werden, wenn ein Tier dem Menschen gefährlich wird und alle Bemühungen misslingen, es zu verjagen. Fällt ein Bär einer Waffe zum Opfer, teilt der Gouverneur von Svalbard das Fleisch unter den Restaurants auf. Der Kilopreis liegt dann ungefähr bei zehn Euro.

Der Bär, den Mary-Ann Dahle heute Abend ihren Gästen serviert, ließ sein Leben, weil er Bewohner im Nachbardorf bedrohte. Tore Roemur, Büroangestellter aus Oslo, wagt einen ersten Bissen und trinkt einen ordentlichen Schluck Bier. Seehund hat er schon mal gegessen. Polarbären würde er eigentlich lieber auf dem Eis als auf seinem Teller sehen. Denn der Mann fürchtet die Trichine - einen typischen Parasiten des Bärs, der sich in den Muskeln des Menschen einnisten kann, wenn er gegessen wird. Heute nimmt er seinen ganzen Mut zusammen: "Es ist toll, sagen zu können, schon mal Bär gegessen zu haben. Man kann das Fleisch ein wenig mit einem Steak vergleichen, dass halb durch ist und ein wenig Nachgeschmack hat", sagt er und fügt hastig hinzu: "Ich brauche noch ein Bier."

Wein vom Nordpol
Schon bald kann man Polarbär vielleicht auch mit einem Glas Rotwein aus dem Anbau von Mary-Ann genießen. Die 50-Jährige möchte ihre eigene Rebsorte in einem Gewächshaus züchten, das sie hinter ihrer Gaststätte plant. "Ich will den ersten Rotwein in Nordpol-Nähe anbauen. Ich glaube, das wird funktionieren. Das wird der einzige Weinberg auf dem 78. Grad nördlicher Breite sein." (apa/red)