FORMAT: Wein-Business und prominente Pächter für das Benediktinerstift in Göttweig

Werbeguru Hans Schmid, Baustoff-Unternehmer Andreas Asamer und Biotech-Manager Werner Lanthaler haben seit Jahresbeginn eine ungewöhnliche Gemeinsamkeit. Die drei Herren, beruflich in ganz unterschiedlichen Bereichen erfolgreich, sind Teilhaber einer Gesellschaft, die das Weingut des Benediktinerstiftes Göttweig wieder in die schwarzen Zahlen führen soll.

Über 900 Jahre Tradition. Mit 26 Hektar Rebfläche zählt der Betrieb zu den größten der Wachau, und mit Gründungsjahr 1083 ist er der wahrscheinlich älteste durchgängig bewirtschaftete Weingarten Österreichs. Dennoch schlitterte das Gut nach dem Tod des vorherigen Pächters und nicht zuletzt wegen eines verfehlten Marketingkonzepts in die Krise. Die Weine - die Kapazität des Guts liegt bei rund 160.000 Flaschen - waren zwar durchaus passabel, doch um im hochpreisigen Top-Segment mithalten zu können, fehlte es an teurer Kellertechnik und Expertise.

Leidenschaften
Der Zugang der drei prominenten Manager zum Thema Wein ist unterschiedlich, aber gleichermaßen leidenschaftlich. Für Andreas Asamer ist es "einfach die Freude am Wein und das interessante Konzept", das ihn zu einer Teilnahme an dem Projekt bewogen hat. Werner Lanthaler, Finanzchef der Intercell, lebt mit seiner Familie in der Wachau und ist seit vielen Jahren ein echter Wein-Freak. Der Biotech-Manager arbeitete sogar kurzzeitig beim US-Renommierwinzer Robert Mondavi. Werber Hans Schmid ist dagegen seit einigen Jahren selbst Winzer mit 3,8 Hektar Rebfläche am Wiener Nußberg: "Unter der Marke Rotes Tor produzieren wir jährlich 20.000 Flaschen."

Rund 40.000 Flaschen
Den Garanten für den Erfolg des ambitionierten Projekts, an dem auch die Stadt Krems und das Stift selbst beteiligt sind, sehen Schmid & Co allerdings im Winzer Fritz Miesbauer. Der aus der Wachau stammende 37-Jährige gilt als einer der besten Önologen Österreichs und war bereits bei den Freien Weingärten Wachau - einer Genossenschaft mit rund 600 Hektar Rebfläche - erfolgreich tätig. Derzeit werkt Miesbauer, mit 20 Prozent ebenfalls Teilhaber der neuen Pächtergesellschaft, als Weinmacher für das Weingut Stadt Krems, mit dem sich interessante Synergien ergeben: "Wir können für die Trauben aus Göttweig den Keller der Stadt Krems nutzen. Das verringert für uns die notwendigen Investments bedeutend, und gleichzeitig erhöht sich für die Stadt Krems die Auslastung." Gemeinsam werden in der Kellerei demnächst rund 400.000 Flaschen produziert.

Erfolgsfaktor Marketing
Erfolg oder Misserfolg hängen im Geschäft mit dem Wein freilich nicht nur von der Qualität des guten Tropfens ab, sondern vor allem vom Marketing. Die neuen Pächter wollen mit dem Relaunch der Marke Göttweig auch auf ausländischen Märkten auftreten. Dabei soll das traditionsreiche Stift in Verbindung mit dem Österreich-Image als Kulturland genutzt werden. Hier kommen auch die Qualitäten der prominenten Teilhaber ins Spiel. Top-Werber Schmid kann seine langjährige Werbe-und Marketingerfahrung einbringen, Lanthaler und Asamer ihre internationalen Kontakte.

Pater Antonius zuversichtlich
Pater Antonius, der für die wirtschaftliche Gestionierung des Benediktinerstiftes Göttweig zuständige Geistliche, ist dementsprechend zuversichtlich: "Ich bin sicher, dass Fritz Miesbauer mit seinem Konzept und dieser Gruppe von Persönlichkeiten Erfolg haben wird." Und auch er hofft auf synergetische Effekte: "Wenn es uns gelingt, diesen Wein international zu platzieren, dann ist das auch Werbung für das Stift und gut für den Tourismus." (FORMAT, Nr.6 vom 10.2.2006)