Große Skepsis bei EU-Weinmarktsreform: Pröll lehnt die Eckpunkte der EU-Pläne ab

Gegen Eckpunkte der EU-Weinmarktreform hat sich Landwirtschaftsminister Josef Pröll am Montag beim Treffen der Agrarminister in Brüssel ausgesprochen. Pröll kritisierte insbesondere die von der EU-Kommission vorgesehenen Rodungspläne, die geplanten Etikettierungsvorschriften und das vorgeschlagene Aufzuckerungsverbot für Wein.

Große Skepsis bei EU-Weinmarktsreform: Pröll lehnt die Eckpunkte der EU-Pläne ab

Bei den von der Kommission gewünschten freiwilligen Rodungen müssten auch die EU-Staaten ein Wort mitreden können, betonte Pröll. Ansonsten drohe eine Situation, wo einzelne Bauern unkontrolliert die Rodungsprämien in Höhe von 6.000 bis 9.000 Euro beanspruchten und aus der Anbaufläche "ein Fleckerlteppich wird". Als Landwirtschaftsminister wolle er "eine kluge Lagestrategie weiter verfolgen können".

Bekenntnis zum Aufzuckern
Auch das Aufzuckerungsverbot lehne Österreich ab, betonte der Minister. Jene Länder, die Aufzuckerung praktizierten, seien nicht für Überschüsse verantwortlich, betonte er. Ein Verbot des Einsatzes von Sacharose würde den Wein verteuern und dazu führen, dass 250 Lkw-Züge mit Mostkonzentrat nach Österreich importiert werden müssten, sagte Pröll. Weiters sprach sich der Landwirtschaftsminister gegen die Vorschläge der Kommission zur Etikettierung aus, wonach Jahrgänge und Sorten künftig auch auf Tafelwein angegeben werden könnten. Dies mache es dem Konsumenten nur schwerer, Unterschiede zu Qualitätswein zu erkennen, sagte er.

Überproduktion in Griff bekommen
Grundsätzlich bekannte sich Pröll aber zur Notwendigkeit der Reform. "Ja, wir müssen den europäischen Weinmarkt reformieren." Im Durchschnitt würden wegen der Überschussproduktion allein 500 Millionen Euro für die Vernichtung von Beständen aufgewendet. Handlungsbedarf hätten aber vor allem die Länder mit Überproduktion. Dies sei am stärksten in Spanien und Italien.

Gute Export-Entwicklung
Österreich stelle zwar mehr Wein her, als auf dem Inlandsmarkt abgesetzt werden könne, habe aber kein Problem, die überschüssigen Produkte auf Exportmärkten zu platzieren, sagte Pröll. Vor allem in Polen und Tschechien würden sich die Preise positiv entwickeln. Nach Angaben des Ministers werden in Österreich jährlich 2,5 Millionen Hektoliter Wein produziert, von denen 60 Prozent aufgezuckert werden. Dafür würden jährlich 4.000 Tonnen Sacharose benötigt. In Österreich stehen zur Weinproduktion nach Angaben des Ministers 50.000 Hektar Fläche zur Verfügung. 24.000 Betriebe produzieren demnach etwa 5.000 Liter pro Hektar.

Breite Widerstandsfront
Widerstand gegen die Weinmarktreform hätten am Montag neben Österreich auch Luxemburg, Deutschland, die Slowakei, Ungarn, Slowenien, Frankreich und die Niederlande geäußert, sagte Pröll. "Jeder hat seine Schwerpunkte." Gegen die EU-Reformpläne protestierte am Montag auch eine Gruppe von Weinbauern vor dem EU-Ministerratsgebäude. (APA/red)