Herbert Hacker mit hängender Seezunge: FORMAT-Gourmettipp über "Grotta Azzurra"

Die schlechte Nachricht: Stammgäste des kleinen, sympathischen Matovia in der Wiener Färbergasse werden es bereits bemerkt haben. Das Lokal hat zugesperrt. Schade, denn trotz der düsteren und völlig veralteten Einrichtung war das Matovia für alle, die eine gute und unkomplizierte Fischküche lieben, ein Zufluchtsort.

Es war Tommo Hotko, dessen großartige mediterrane Küche stets über das eigenwillige Ambiente hinwegtröstete. Seine gebratene Seezunge etwa war - in ihrer schlichten, aber perfekten Machart - unübertroffen.

Anachronistischer Uraltklassiker
Die gute Nachricht: Es gibt ein Lokal in Wien, wo momentan auf dem Seezungensektor eine ähnliche Qualität geboten wird. Die Grotta Azzurra, ein italienischer Uraltklassiker mit einer nicht minder anachronistischen Einrichtung, hat seit kurzem einen neuen Koch. Gerhard Bernhauer, früher im Novelli am Herd, brät die Seezungen ähnlich gut wie Tommo zu Zeiten des Matovia. Und Bernhauer darf das flache Flossentier nicht von der Karte nehmen, denn viele Stammgäste der Grotta, so versichert die Restaurantleiterin, bestehen auf diesem Gericht.

Heilbutt & Blunzn
Bernhauer überzeugt aber auch sonst. Köstlich etwa sein Heilbutt mit Sellerie, ebenso zweierlei Spinat und Blutwurst, eine mutige und auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombination.

Vor Auferstehung
Lange Zeit dümpelte die Grotta in der gastronomischen Bedeutungslosigkeit dahin, obwohl sie bereits in grauer Urzeit als eines der ersten nennenswerten Ristorante Wiens italienische Esskultur vermittelte. Jetzt könnte das Lokal mit neuem Koch und dem sympathischen Serviceteam eine echte Auferstehung erleben.

Aus Herbert Hackers wöchentlicher Gourmet-Kolumne im Format (Nr. 36/2007)

Name: Grotta Azzurra
Adresse: 1010 Wien, Babenbergerstraße 5, Tel. 01/58 61 04 40
Öffnungszeiten: täglich 12-15, 18-23 Uhr
Preise: Vorspeisen bis 16, Hauptspeisen bis 27,90 Euro

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