Herbert Hacker über das Yugetsu in Wien: Tabula-Raser für eine aussterbende Spezie
Die Zeit, in der japanische Teppan-Yaki-Lokale als Inbegriff kulinarischer Exotik galten, ist längst vorbei. Heute wirken die "Grilltisch-Japaner" eher wie eine vom Aussterben bedrohte Restaurantgattung. Doch gelegentlich kann ein Besuch dieser fernöstlichen Nostalgieschuppen ganz erbaulich sein, wie etwa im Fall des Yugetsu nahe der Wiener Oper.
Auf zwei Stockwerken wird dort seit eh und je japanisch gekocht und gegrillt - und das ziemlich gut. Abgesehen von vielen Japan-Spezialitäten (Washoku) und zahllosen Sushi-Varianten, stehen dem Gast im oberen Stockwerk eben die inzwischen völlig aus der Mode gekommenen Teppan-Yaki-Tische zur Verfügung. Das Prinzip dabei ist einfach: Man wählt eines von drei Menüs, dann erscheint ein japanischer Koch und bruzzelt direkt vor einem Fisch, Meeresfrüchte, Gemüse und Fleisch vom Lungenbraten, alles fein säuberlich in kleine Stücke geschnitten.
Spektakel
Die Darbietung hat etwas Zirkushaftes, der Mann fuchtelt mit seinen Kochwerkzeugen wild herum, mit affenartiger Geschwindigkeit werden die einzelnen Gerichte zubereitet, danach wird die Grillplatte gereinigt, und der Gute verzieht sich wieder für einige Zeit. Der letzte Auftritt ist der Nachspeise gewidmet, dabei wird Eis flambiert - eine eindrucksvolle Show mit Stichflammeneffekt.
Sake-Sammlung
Das Yugetsu verfügt übrigens auch über eine sagenhafte Sake-Sammlung, angeblich die größte Wiens. Den japanischen Reiswein gibt es hier in allen erdenklichen Qualitätsstufen, darunter auch Raritäten wie den Gin no Tsukasa aus Kyoto, der allerdings auch seinen Preis hat. Wer eine ganze Flasche davon nicht schafft, dem heben die Kellner den Rest freundlicherweise für den nächsten Besuch auf.
Name: Yugetsu
Adresse: 1010 Wien, Führichg. 10 Tel.: 01/512 27 20
Öffnungszeiten: täglich 12-15, 18-24 Uhr
Preise: Hauptspeisen bis 28 Euro, Menüs bis 57,40 Euro