Italien nimmt Dioxin-Mozzarella vom Markt: Keine Strafmaßnahmen der EU zu erwarten

In der seit Tagen andauernden Affäre um Dioxin-Rückstände in Mozzarella-Käse versucht Italien, das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen. Verdächtige Produkte würden vom Markt genommen, teilte Außenminister Massimo D'Alema nach Angaben der Nachrichtenagentur ANSA mit. Die EU-Kommission äußerte sich zufrieden über die Ankündigung. Es gebe derzeit keinen Grund mehr für Maßnahmen auf europäischer Ebene, sagte eine Sprecherin.

Italien nimmt Dioxin-Mozzarella vom Markt: Keine Strafmaßnahmen der EU zu erwarten

Der durch Dioxin belastete Büffel-Mozzarella aus Kampanien ist laut Gesundheitsministerium nicht nach Österreich importiert worden. Sicherheitshalber würden die Listen jetzt noch einmal überprüft, sollte man auf das Produkt stoßen, würden umgehend Analysen durchgeführt. Bei der AGES, der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, sind laut Sprecher Oskar Wawschinek bisher keine Meldungen eingelangt, wonach in irgendeinem EU-Land durch Dioxin belasteter Mozzarella gefunden worden sei.

Italienische Regierung handelt
Die Regierung in Rom setze mittlerweile die mit der Europäischen Union vereinbarten Schritte zum Rückruf aller nicht den Standards entsprechenden Produkte um, betonte D'Alema. Bei der Verseuchung handle es sich um eine "begrenzte Erscheinung", betonte der Minister. "Wir sind sicher, dass wir das Vertrauen der Verbraucher in Bezug auf die Qualität eines Produkts zurückgewinnen werden, das ein Symbol für die italienische Gastronomie geworden ist." Zuvor hatte die französische Regierung einen vorläufigen Verkaufsstopp für Mozzarella-Käse aus der süditalienischen Region Kampanien und eine Untersuchung der Produkte auf mögliche Dioxin-Rückstände angeordnet.

Die EU-Kommission erklärte nach der Ankündigung D'Alemas ihren vorläufigen Verzicht auf Strafmaßnahmen. Eine Sprecherin bezeichnete die ergriffenen Maßnahmen als zufriedenstellend. Laut EU-Recht dürfen Länder Waren nur blockieren, wenn akute Gesundheitsgefahr besteht. Die Maßnahme muss sofort nach Brüssel gemeldet werden. Die EU-Kommission danach rasch entscheiden, ob die ergriffenen Mittel gerechtfertigt sind.

Italiens Landwirtschaftsminister Paolo De Castro betonte laut ANSA die Bereitschaft seiner Regierung zur Zusammenarbeit mit der EU. Dank "sorgfältiger Arbeit" seien alle notwendigen Informationen zur Beruhigung der Verbraucher an die EU weitergeleitet worden. Es gebe keinen Grund, in "Alarmismus" zu verfallen. Die EU-Kommission hatte mit einem Embargo für den Käse gedroht.

Überhöhte Dioxinwerte
In Italien waren vergangene Woche 83 Aufzuchtbetriebe für Büffel in der Region Neapel unter Beobachtung gestellt worden. Anlass waren überhöhte Dioxinwerte in rund 20 Käsereien, die Milch der Tiere verarbeiteten. Japan und Südkorea verhängten daraufhin ein Einfuhrverbot. Die italienische Regierung versichert, dass von dieser Ware nichts exportiert worden sei. Dioxin ist krebserregend.

In Italien werden jährlich rund 33.000 Tonnen Mozzarella hergestellt, rund eine Viertelmillion Büffel geben die Milch für die Spezialität. 16 Prozent des Mozzarellas sind für den Export bestimmt. Etwa 80 Prozent des weißen Käses stammt aus Kampanien, der Region um Neapel. Die italienischen Behörden weisen jedoch Vorwürfe zurück, nach denen die Verseuchung in Zusammenhang mit der seit Jahren andauernden Müllkrise in der Region stehen soll.

Die Produktion und der Handel mit verdorbenen und vergifteten Lebensmitteln ist eine "schwere Sünde", stellte unterdessen der süditalienische Moraltheologe Antonio Rungi klar. Wer mit solchen Erzeugnissen der Gesundheit von Menschen schade, müsse sich nicht nur strafrechtlich, sondern auch vor Gott verantworten. Insbesondere Beichtväter müssten den Gläubigen klarmachen, dass Herstellung und Verkauf verdorbener und vergifteter Lebensmittel an ahnungslose Bürger eine schwerwiegende Verfehlung sei.

(apa/red)