Junge französische Köche pfeifen auf die Michelin-Sterne 1- "Fooding" mit viel Gefühl
Schluss mit gestärkter Tischwäsche und Kristall - Frankreichs junge Nachwuchsköche wollen gute Küche mit mehr Spaß und Unterhaltung an die Franzosen bringen. Die in Ehren gehaltene kulinarische Tradition des Landes mit dem alles entscheidenden Diktat der Michelin-Sterne schütteln die Anhänger von Bewegungen wie "Fooding" oder "La jeune cuisine" (Die junge Küche) einfach ab.
"Die Geschichte der französischen Küche ist bestimmt wichtig, aber uns interessiert sie nicht", sagt Alexandre Cammas, ein junger Journalist mit wuscheligem Haar, der vor einigen Jahren die "Fooding"-Bewegung gründete. "Kochen soll für jedermann zugänglich sein und Spaß machen", fasst er seine Prinzipien zusammen.
Essen und Gefühl
Und so wurde das Wort "Fooding" aus den zwei Begriffen "Food" (Essen) und "Feeling" (Gefühl) zusammengesetzt. Es geht also bei der Einschätzung eines Restaurants nicht nur darum, was dort auf den Tisch kommt, sondern auch darum, wie der Kunde sich fühlt. Auf der "Fooding" Internetseite können sich Anhänger der Bewegung über 130 Restaurants informieren, die in Kategorien wie "Mahlzeiten und Imbisse", "unglaublich gut" oder "Sehen und gesehen werden" eingeteilt werden.
Gastronomische Happenings
Wichtiger Bestandteil der Bewegung sind gastronomische Happenings, bei denen ein unkonventioneller Umgang mit der Mahlzeit ausprobiert werden kann: Ein Picknick im Museum für Moderne Kunst im Pariser Palais de Tokyo, kostenlose Suppenküchen großer Starköche auf Straßenmärkten oder Grillpartys für fünf Euro in Marseilles oder Nantes. Sogar eine Disco-Nacht mit dem Chefkoch des ehrwürdigen Hotels Lutetia und dem illustren Konditor Pierre Herme in einer zur Bar umgebauten Lagerhalle im 20. Arrondissement wurde organisiert - Zugang gab es nur mit einem Passwort, das kurz vor Beginn der Veranstaltung auf der "Fooding"-Internetseite verbreitet wurde.
"La jeune cuisine"
Zweck dieser Events ist ein lockereres und fröhlicheres Kochen - die Anhänger von "La jeune cuisine" dagegen sind auf der Suche nach der französischen Küche der Zukunft. Luc Dubanchet und Laurent Seminet, beide ehemals beim ehrwürdigen Restaurant-Führer "Gault Millau" - der mit den Mützen - beschäftigt, setzten sich vor drei Jahren in den Kopf, Frankreich nach Talenten und Nachwuchs abzusuchen, statt gestresste Starköche nach althergebrachten Kriterien zu prüfen. Jüngste Veröffentlichung ist ein Reisetagebuch, für das die Herren 60.000 Kilometer kreuz und quer durch Frankreich fuhren, um 150 Küchentalente herauszupicken.