Justizgrotestke um den italienischen Tocai: Alter Name verboten, neuer nicht erlaubt
Das Tokajer-Land Ungarn hat sich in der EU durchgesetzt und einen Gebietsschutz für seinen traditionellen Dessertwein erkämpft. Sowohl im Elsass als auch im Friaul sind ab 1. März 2007 ähnlichlautende Bezeichnungen wie Tokay oder Tocai verboten. Im Friaul hatte man sich daraufhin auf den neuen Namen "Friulano" verständigt, was aber nun wieder hinfällig werden könnte.
Wie das Falstaff-Magazin in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, haben die italienischen Winzer die neuen Etiketten bereits bestellt, das Verwaltungsgericht hat aber einen vorläufigen Stopp verordnet. Es müsse noch näher geprüft werden, ob die Verwendung des Namens "Friulano" für einen DOC-Wein überhaupt zulässig sei. Es sei nicht geklärt, ob ein DOC nach einer ganzen Region benannt werden dürfe.
Wein ohne Namen
Die wegen der EU-Entscheidung ohnehin schon frustrierten Winzer wissen also bis heute nicht, wie sie ihren Wein, den sie im Frühjahr füllen wollen, nennen dürfen. Eine schnelle Entscheidung der italienischen Justiz ist in etwa so realistisch wie ein Ski-Weltcuprennen auf Sizilien. Den Weinbauern bleiben also nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie prodizieren einen namenlosen Wein oder sie füllen bis 28. Februar ab, dann darf der 2006er noch "Tocai friulano" heißen.
Was steckt im Tokajer?
Der ungarische "Tokaji" wird vornehmlich aus Furmint-Trauben, der französische "Tokay d'Alsace" aus Pinot Gris und der "Tocai" aus Italien bzw. der "Tokaj" aus Slowenien aus der Sorte Tocai friulano gekeltert, die auf Sauvignon-Reben zurückgeführt wird. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Tocai friulano eine autochtone Rebsorte des Friaul, zumindest ist man im Friaul felsenfest davon überzeugt. Er war dort auf Grund seiner hohen Erträge sowie seines freundlich-fruchtigen Geschmacks stets den Hauswein der Winzer. (red)