Küche lernt Kochen
Der japanische Wissenschaftler Yu Suzuki hat mit Kollegen der Kyoto Sangjo University eine Küche entwickelt, die auf Kameras und Projektoren setzt, um angehenden Köchen Anweisungen in Echtzeit zu geben.
Die Hightech-Kombüse verfolgt den Fortschritt der Nutzer auf Schritt und Tritt und soll so selbst Menschen ohne Erfahrung in der Essenszubereitung Erfolgserlebnisse bescheren können, wie der New Scientist berichtet. Wird beispielsweise ein Fisch auf die Arbeitsfläche gelegt, werden ein Messer und Anweisungen zum Filetieren direkt auf den Leckerbissen projiziert.
"Wie ein Flugsimulator"
"Es gibt heute viele Möglichkeiten, sich Informationen zum Thema Kochen zu besorgen. Wer aber keinen Bezug zu Lebensmitteln hat, wird mit keinem Mittel der Welt den richtigen Umgang lernen. Die wenigsten Menschen sind bereit, auch wirklich etwas dafür zu tun. Dieser Hightech-Ansatz ist für mich mit einem Flugsimulator zu vergleichen. Genauso wenig wie ich nachher einen Jumbojet fliegen kann, werde ich durch dieses System kochen lernen. Der zu filetierende Fisch muss nur einen kleinen Buckel haben - was öfter vorkommt - dann komme ich auf der markierten Linie nicht mehr weiter", erkärt Willi Haider von der Ersten Steirischen Kochschule gegenüber pressetext.
Kochen ohne Buch oder Videos
Die japanische Küche soll Kochanfängern ermöglichen, sich an ein Rezept zu halten, ohne ständig in ein Buch schielen zu müssen oder durch Videos abgelenkt zu werden. Beim Filetieren eines Fischs wird mit einem virtuellen Messer und einer auf das Tier projizierten Linie genau angezeigt, wo der Koch den Schnitt setzen soll. Die Anweisungen werden dabei in einem Anflug von japanischen Humor in Form von Sprechblasen, die aus dem Maul des Fischs zu kommen scheinen, auf den Tisch geworfen.
"Selbst ich als Profi, der schon tausende Fische filetiert hat, habe nach längeren Pausen nicht immer gleich den huntertprozentig schnellen Schnitt. Jemand, der das noch nie gemacht hat, traut sich die Forelle vielleicht gar nicht angreifen. Für ein paar Technikfreaks ist eine solche Küche vielleicht interessant, mich kostet das aber nur ein Lächeln", so Haider. Die Wissenschaftler wollen ihre Ergebnisse noch diesen Monat bei einer Konferenz in Japan präsentieren.
Kleiner Roboter gehört zur Grundausstattung
Teil der Grundausstattung der futuristischen Kochstelle ist auch Phyno, ein kleiner Roboter, der auf der Arbeitsfläche positioniert ist. Stoppt eine Köchin einen Arbeitsschritt, registrieren Kameras das sofort. Phyno fragt dann nach, ob die Aktion beendet ist. Ein "Nein" als Antwort führt zu einer Wiederholung der Anweisungen, ein "Ja" leitet den nächsten Schritt im Rezept ein. Im Moment kann die Wunder-Küche lediglich Aktionen begleiten, die zuvor von den Wissenschaftlern anhand menschlicher Köche analysiert wurden. "In Zukunft wollen wir den Analyse-Prozess aber automatisieren", sagt Suzuki.
Kochschule der Zukunft
Auch andere Forscher arbeiten an den Küchen von morgen. An der University of Washington haben Wissenschaftler ein System entwickelt, das mithilfe eines Kinect-ähnlichen Systems die Arbeit von Köchen überwacht. Mehrere Kameras registrieren mit Tiefenwahrnehmung die Bewegungen in der Küche, Objekte werden ebenfalls genau erkannt. So kann ein Computer über Auswertung der Bilder feststellen, was ein Koch tut und ob er beispielsweise vergessen hat, eine bestimmte Zutat in eine Schüssel zu geben. Das System ist allerdings noch nicht perfekt und muss noch optimiert werden. Eine Kombination der verschiedenen Ansätze könnte in der Küche der Zukunft selbst unfähigen Köchen die Zubereitung eines genüsslichen Mahls ermöglichen.