Konditorei Aida feiert 100. Geburtstag
Ein Jubiläum in Zuckerlrosa: 1913, vor genau 100 Jahren, kaufte der von Böhmen nach Wien ausgewanderte Zuckerbäckermeister Josef Prousek den Konditoreibetrieb Bonsaing in der Porzellangasse. Was damals noch niemand wusste: Damit wurde der Grundstein für die nunmehr größte Kaffeehaus- und Konditoreikette der Stadt gelegt, die nach einer Umbenennung im Jahr 1925 den Namen "Aida" trägt. Markenzeichen sind die in Rosa gehaltenen Filialen im Charme der 60er- und 70er-Jahre. Die Firma befindet sich nach wie vor in Familienbesitz.
Von der Gründung bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs entstanden elf Aida-Filialen in Wien. Nach dem Krieg waren diese teilweise zerstört, die Produktion ging jedoch weiter, u. a. mit lebkuchenartigen Schnitten für das AKH und Torten für die Sowjetarmee. Im Herbst 1945 kamen auch die Amerikaner nach Wien und beanspruchten den Betrieb für das amerikanische Rote Kreuz. Es wurden Donuts und Eiscreme erzeugt.
1948 wurde das Geschäft in der Wollzeile wiedereröffnet. In der Mitte des Lokals stand eine Espressomaschine. Der kleine Espresso kostete 1,50 Schilling, der doppelte 2,50 Schilling. An Zucker und Milch konnte sich jeder Gast selbst bedienen. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte: 1976 übersiedelte die Produktion in die Schönthalergasse im Floridsdorf.
Die Geschäfte führt heute Michael Prousek. Der Enkel des Firmengründers ist Mehrheitseigentümer und soll das Unternehmen einmal "McDonald's der Konditoreien" genannt haben. Minderheitseigentümerin ist seine Schwester Andrea Bocan, Boutiquebesitzerin und oft gesehener Gast auf diversen Seitenblicke-Events. Die nächste Generation steht auch schon in den Startlöchern: Prouseks Sohn Dominik ist bereits im Unternehmen tätigt, er leitet das Marketing und ist für die Expansion mittels Franchise zuständig.
Derzeit hat das Unternehmen 30 Standorte in Wien. Die Filiale der ersten Stunde - jene in der Porzellangasse - gibt es heute nicht mehr. Schon bald werden hingegen die ersten Lokale in Saudi-Arabien, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Katar, in Kanada und Kroatien eröffnen. Eine weitere Expansion ist fix, wohin, das steht aber noch nicht fest: "Es gibt weltweite Gespräche", so ein Unternehmenssprecher auf APA-Anfrage.
In den Schlagzeilen war das Familienunternehmen mit knapp 400 Mitarbeitern zuletzt 2007. Damals kam der ältere Sohn Prouseks, Alexander, bei einem Flugzeugabsturz in Kenia ums Leben. Im selben Jahr schwelte außerdem ein Konflikt zwischen Gewerkschaft und Geschäftsführung um die KV-Umstellung der Filialmitarbeiter.
Für viele Wiener sind die "Aida"-Lokale mit ihrem in rosa gehaltenem Interieur und Mitarbeiteroutfits eine Institution. Besonders gerne essen die Gästen dort Creme- und Kardinalschnitten sowie Punschkrapferl, verriet der Sprecher. Im Laufe der Jahre wurde das Sortiment immer wieder erweitert: Seit kurzem gibt in einigen Filialen auch warme, traditionelle Speisen wie gefüllte Paprika. Bis Sommer sollen auch Salate und Sandwiches hinzukommen.
Außerdem gibt es bei "Aida" die kleinste Torte der Welt mit einer Größe von ein Mal ein Zentimeter, die es sogar ins Guinness Buch der Rekorde schaffte. Für Figurbewusste wird nun aber auch an einer "Aida light" - Linie getüftelt. "Wir arbeiten an der Unter-100-Kalorien-Torte ohne Geschmacks- und Genussverlust", verriet der Sprecher.
Wie es finanziell um das Unternehmen "Aida" steht, ist nicht bekannt. Zuletzt gab es Meldungen, wonach im Geschäftsjahr 2011/2012 ein Bilanzverlust von 588.900 Euro ausgewiesen worden sei, nach einem Gewinn von 1,23 Mio. Euro im Jahr davor. Der Umsatz sei um knapp fünf Prozent auf 8,42 Mio. Euro geschrumpft. Der "Aida"-Sprecher dementierte diese Zahlen, gab jedoch keine Auskunft über die aktuellen Ergebnisse.
apa/red - 17