Langsam kochen, lansam essen

Langsam kochen, langsam essen - und umso mehr genießen. Im Hallwag-Verlag ist gerade der neue Slow Food Editore-Iitalien-Beislführer "Osterie d'Italia" (2013/2014) herausgekommen. Es finden sich darin mehr als 1.700 Adressen aus dem ganzen Land - verzeichnet und beschrieben. Der Test in Oberitalien fiel hervorragend aus.

Eine Winterreise der anderen Art: Mit dem Flugzeug nach Bergamo, dann mit dem Zug nach Cremona, Verona, Mantua, Vicenza und Padua - um schließlich an einem Donnerstag für das Wochenende in Venedig anzukommen. Abseits jeder Saison locken Kultur und Kulinarik. Beides gibt's in Unmengen. In dem mehr als 900 Seiten umfassenden Band findet sich in Cremona, der Wirkungsstätte von Stradivari & Co., beispielsweise auf der Piazza Gallina die Hosteria 700 (www.hosteria700.it/) mit ihren zwei Speisesälen in einem Adelspalast. Risotto mit Trüffel-Paste und geräucherter Gänsebrust, schon die Vorspeise wird zum Gedicht. Und wenn dort kein Platz frei sein sollte, ganz typisch, simpel, italienisch geht's im Ristorante Centrale in der Via Pertussio zu (nicht zu Slow Food gehörig).

Für Italienliebhaber, speziell für Individualreisende, ist der Band mit einer auf zwei Seiten gerade noch unterzubringenden Autorenschar auf der Suche nach echten "Beisln" mit lokalen Produkten und einer Gesamtrechnung für ein Essen von maximal 35 Euro ein tolles Ding. Sonst würde man zum Beispiel in Verona doch glatt neben der Piazza delle Erbe an der kleinen Seitenstraße vorbeigehen, in der sich die "Al Pompiere", vor mehr als hundert Jahren von einem Feuerwehrmann (eben: Pompiere) gegründet, befindet. 30 Sorten Salami, Prosciutto jeder Ausprägung, Speck, Lardo und eine nicht minder imposante Käseauswahl werden dort von einem eigenen Antipasti-Zusammensteller zu Leckerbissen kombiniert, nach denen die geschmorten Rindsbackerln mit Kartoffelpüree (Guancia di manzo brasate nell'Amarone con pure di patate) hervorragend sind (http://alpompiere.tv/).

Die "Antica Osteria al Bersagliere" in Vicenza aus dem Gastro-Führer hatte am Tag des Besuchs leider geschlossen, doch wer in der Palladio-Stadt typisch essen gehen will, sollte das Self-Service-Restaurant Righetti (http://www.selfrighetti.it/inglese/Righetti.html) am Domplatz Nr. 3 besuchen. Da strömen die hungrigen Einheimischen zu Mittag und am Abend in Scharen hinein.

Venedig kann kulinarisch schlecht sein - vor allem, wenn man in eines der unzähligen Touristenlokale hineinfällt. Gerade da sind die "Osterie d'Italia" eine probates Gegenmittel. Das goldene Haus, Ca' d'Oro (auch: Alla Vedova in der Mini-Gasse Ramo Ca' d'Oro; +39-041-528-53-24), in unmittelbarer Nähe des berühmten Palazzo am Canal Grande ist da als immer ziemlich volles Wirtshaus mit einem Publikum zwischen Studenten und Touristen ein tolles Ding. Die tiefschwarzen Seppie alla veneziana mit weißer Polenta gehören zum Besten des Besten. Dort ist man aber ohne Vorreservierung hoffnungslos verloren. Eine Ausweichmöglichkeit: Die Osteria La Bitta in der Calle Lunga San Barnaba/Dorsoduro 2753a; Tel.: +39-041-523-05-31).

Und wenn das noch nicht genug ist, dann zieht man sich halt in eines der Ombre-Lokale ("Flüssiger Schatten") zurück, um ein Glas Wein mit ein paar Cicchetti (Häppchen) zu genießen.

Slow Food Editore: "Osterie d ́Italia 2013/14". Hallwag Verlag. 928 Seiten. 30,80 Euro. ISBN: 978-3-8338-3314-4

apa/red - 17