Manfred Buchinger ist der Wirt des Jahres:
Christoph Wagner zu Gast beim Meisterkoch
Der Doyen der heimischen Gastroszene Christoph Wagner (re. im Bild) sprach für das aktuelle NEWS mit dem frischgekrönten Meisterkoch Manfred Buchinger über die Auszeichnung, die Zukunft des Wirtshauses und "lästige" Gäste.
Uijeeh, jetzt kommen die lästigen Gäst!" Das war, nach einer ersten Jubelsekunde ("Mah, des g'freit mi!") die zweite Reaktion Manfred Buchingers auf die frohe Botschaft, dass er zum "Wirt des Jahres 2006" gewählt wurde.
Kein teurer Schnick-Schnack
Die "lästigen Gäst", die mit der Popularität dieser Auszeichnung verbunden sind, fürchtet Buchinger nicht wegen ihrer Geschmacksnerven, sondern "weil sie nicht einsehen wollen, dass ein gutes Gasthaus kein Geschirr von Rosenthal, keine Kristallgläser und keine Damast-Tischwäsche braucht".
Vom Haubenkoch zum Land-Wirt
Buchinger, der sich nach einer Lehre im legendären Wiener Lugeck an die Spitze des Wiener Interconti emporkochte, weiß, wovon er redet. In seinem Restaurant Vier Jahreszeiten stellte er viele "lästige Gäste" zufrieden und erreichte dabei knapp die Drei-Hauben-Grenze. Bevor es so weit war, sagte Buchinger der Nobel-Gourmandise jedoch ade und pachtete in seiner Weinviertler Heimat ein altes Schulhaus, in dem er sich seit sieben Jahren den Traum vom Leben als unabhängiger Land-Wirt erfüllt.
Alles aus der Umgebung
Buchingers Credo in der globalisierten Warenwelt lautet: "Lebensmittel sollten nicht reisen." Daher bringt ihm seine alte Nachbarin auch blaue Erdäpfel vom eigenen Acker. Das Lamm stammt aus Pellendorf bei Gaweinstal, der Eisbergsalat vom Hofer ("Den lassen die Leut in der Wühlkiste interessanterweise immer über, und dabei ist er das Beste"). Und auch ein chinesischer Knoblauch kommt Buchinger nicht in die Küche.
Exotik in Omas Küche
Dabei ist Buchinger, der auch schon todesmutig den berüchtigten japanischen Kugelfisch runtergeschluckt hat, in Sachen exotische Aromen durchaus tolerant: "Meine Frau ist Holländerin und eine Urgroßnichte des Bürgermeisters von Surabaya. Ihr verdanke ich etliche indonesische Gewürze und Kräuteln, mit denen sich genauso gut kochen lässt wie aus Omas alten Kochbüchern."
Geliftete Küchenweisheiten
Das Wort "Großmutterküche" hört Buchinger allerdings nicht gern. "Ich will eine Rückbesinnung auf alte Speisen, aber auf moderne Art. Also: kein ganzer Schmalztopf, sondern ein geschmacksgebender Klacks. Alte Wirtshausrezepte, aber geliftet!"
Die neue Gasthaus-Kultur
Buchinger steht mit diesem rückbesinnlich-fortschrittlichen Wirtshauskonzept keineswegs allein da. Die Welle der "Edelwirtshäuser" rollt als Antwort auf gesichtsloses Fast Food und eine hochpreisig-hochnäsige Luxusgastronomie schon seit etlichen Jahren durch Österreich.
Guter Rat ist auch bei Buchinger nicht teuer
Er gibt ihn Kollegen frei Haus und läuft dabei oft zu kabarettistischer Form auf: "Ich rede lieber mit Züchtern über ihre Rinder-und Schafherden als mit Apothekern darüber, wie man aus Lux flüssig und Perlweiß ein Gericht kreiert", sagt er etwa. Oder: "Gegrillte Marshmallows auf Trockeneis oder Lachs mit Lakritze sind so unnötig wie die Atombombe." Und last, not least: "Ein guter Wirt sollte auf unnötigen Firlefanz genauso verzichten wie der Maler Miró: Da ein roter Punkt. Dort ein schwarzer Strich, aber beides unverwechselbar. Dann ist das Zeug schnell eine Million wert!" (NEWS 38/06)
Buchingers Gasthaus zur alten Schule
2122 Riedenthal ob Wolkersdorf
Wolkersdorfer Straße 6
Tel.: 0 22 45/82 500
www.buchingers.at
Im Lokalführer zu finden unter:
Buchingers Gasthaus zur alten Schule