Martinigans Jahrhundertelange Tradition entwickelte sich zum kulinarischen Fest

Sie ist um den 11. November in aller Munde: die Martinigans. Seit einigen Jahren entdecken immer mehr heimische Gaststätten die "Ganslwochen", um Gourmets mit deftigen Gaumenfreuden an ihre Tische zu locken. Die Martinigans hat freilich schon eine jahrhundertelange Tradition. Im Jahre 1171 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt.

Damals hatte sie allerdings einen anderen Zweck, als Feinschmeckern nach Osterkitz, Schwammerlzeit und Wildsaison einen weiteren Höhepunkt im kulinarischen Jahreskreis zu bieten. Zu Martini - dem Festtag des Heiligen Martin von Tours am 11. November - endete früher das bäuerliche Arbeitsjahr. Die Knechte erhielten ihren Lohn und bekamen als Draufgabe eine Gans. Vor der kargen Winterzeit musste die Geflügelschar stark dezimiert werden.

Der Brauch knüpft an die heidnischen Schlachtfeste der Erntezeit an und wurde vom Christentum übernommen. Neben der bekannten Martinigans gehören Martinsfeuer, Martinsgestampfe gegen böse Geister und der Martinstrunk vom neuen Wein zum Brauchtum um den 11. November, was besonders in Salzburg, Tirol, Ober- und Niederösterreich noch praktiziert wird.

Im Salzburger Lungau hält sich noch ein anderer Brauch: Das "Kasmandelfahren". Nach altem Glauben sollen zu Martini die Kasmandel - kleine Bergmänner - von den verlassenen Almen Besitz ergreifen und in den Hütten überwintern. Am Vorabend des Martinstags ziehen Buben mit langen Stöcken und Kuhglocken lärmend von Haus zu Haus. Mit kleinen Gaben wollen die Bewohner die Dämonen gnädig stimmen. (apa/red)