Ministerium gab grünes Licht: McDonald's in Österreichs Kindergärten auf Tour!

Mit ministerieller Erlaubnis geht derzeit die Fast-Food-Kette McDonald's in Österreichs Kindergärten auf Tour. Der Clown gibt den Kleinkindern Tipps über gesunde Ernährung. Nicht alle Eltern halten die Initiative für sinnvoll. "Wir haben das Ernährungs- und Bewegungsprogramm didaktisch für gut befunden, werden es aber nach Abschluss kritisch überprüfen", sagte am Mittwoch Christoph Hörhan vom Gesundheitsministerium. Von SPÖ und Grünen kam ebenfalls heftige Kritik an der Aktion, auch in der ÖVP wurden skeptische Stimmen laut.

Die Aktion läuft seit Anfang April. 500 Kindergärten haben bis Jahresende den Clown zum Thema "gesund und fit" bereits gebucht, informierte McDonald's-Sprecherin Carola Ullrich-Purtscher. In dieser 45 Minuten langen interaktiven Zaubershow gehe es zu 90 Prozent um Bewegung. Der Clown erkläre aber auch, wie gesund Obst sei. "Wir nehmen die Verantwortung wahr, schon den Kleinkindern zu sagen, versucht euch, gesund zu bewegen. Schade, dass manche Leute die Show verdammen, ohne sie gesehen zu haben."

"Will jetzt ständig zu McDonald's"
Dass der Clown Geschenke mit dem Logo von McDonald's verteilt, darüber wusste das Ministerium nicht Bescheid. Ein Vater aus Braunau (OÖ) war sehr erstaunt, als seine vierjährige Tochter vor Kurzem vom städtischen Kindergarten mit einem Ronald-McDonald-Puzzle samt Aufschrift "Beweg dich viel, heißt unser Ziel" nach Hause kam, berichteten die "Salzburger Nachrichten" in ihrer Ausgabe von Mittwoch. "Das Firmenlogo neben dem Spruch erkennt sie jetzt schon von weitem und will ständig zu McDonald's", sagte der Vater.

Nicht die erste McDonald's-Aktion
Nicht der Clown selbst verschenke Puzzles und CDs, sondern es obliege der Kinderpädagogin, sie an die Kinder zu verteilen, stellte Ullrich-Purtscher klar. "Uns wurde die Tour aber als werbefrei beschrieben", entgegnete Hörhan. "Wir werden uns sehr kritisch überlegen, ob wir so etwas weiter machen. Es war aber keine Aktion des Bundesministeriums", meinte der Sprecher von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP). Initiativen mit McDonald's hätten aber durchaus Tradition. Im Vorjahr beispielsweise habe der Clown "sinnvoll auf das Thema Verkehrserziehung aufmerksam gemacht", so Hörhan.

Kritik von allen Seiten
Anstatt in Kindergärten Werbung für Fast-Food zu machen, sollten dort heimische Experten bei den Kindern das Bewusstsein wecken, wie wichtig die regionale und biologische Lebensmittel-Produktion sei, betonte die Grüne Salzburger Landtagsabgeordnete Heidi Reiter. Ebenfalls skeptisch sieht die ressortzuständige Landesrätin Doraja Eberle (ÖVP) diese Aktion von McDonald's. "Bei solchen Initiativen besteht die Gefahr, dass Kinder manipuliert werden. Entscheiden darüber sollen aber die Eltern und Kindergärten selbst."

SPÖ und Grüne empört
Den sofortigen Stopp der Aktion forderte heute die SPÖ-Familiensprecherin Andrea Kuntzl. Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat und die Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer (beide V) sollten umgehend dafür sorgen, "dass der McDonald's-Clown seine Reise beendet". Die Salzburger Nationalratsabgeordnete Heidi Rest-Hinterseer (Grüne) kündigte dazu eine parlamentarische Anfrage an.

"Wie kann man nur auf die Idee kommen, einen Fast-Food-Konzern zum Ernährungsberater für Kleinkinder zu machen", empörte sich Kuntzl. Sie verlangte, dass die beiden Ministerinnen "umgehend Erklärungen zu dieser verantwortungslosen Vorgangsweise abgeben".

In der parlamentarischen Anfrage an die "fördernde Gesundheitsministerin" und an das Landwirtschafts- und Bildungsministerium will Rest-Hinterseer in Erfahrung bringen, wie viel an Fördermittel McDonald's erhalten habe und wie viele Mittel insgesamt für diese Ernährungskampagne zur Verfügung gestellt werde.

Zudem will die Grüne Abgeordnete unter anderem auch wissen, wie die Begründung dafür laute, dass "Sie mit knappen öffentlichen Mitteln die Schleichwerbung eines multinationalen Konzerns finanzieren". Inwiefern sei es gerechtfertigt, einen Konzern als Gesundheitsberater in öffentlichen Kindergärten auftreten zu lassen, fragte Rest-Hinterseer.

Kritik auch von VP-Landesrat
Der oberösterreichische Agrarlandesrat Josef Stockinger (V) übte Kritik an den "jüngsten Aktivitäten multinationaler Fast-Food-Ketten in unseren Schulen und Kindergärten" in einer Presseaussendung am Mittwoch: "Unsere Kinder sollen wissen, wie natürliches Jogurt mit frischen Früchten schmeckt und nicht auf verfälschte Einheitsaromen hindressiert werden", stellte er fest.

Der Landesrat verwies auf das von ihm ins Leben gerufene "Netzwerk Ernährung" zur Hebung des entsprechenden Bewusstseins und der Bündelung aller Initiativen vor allem auch bei Schulen und Kindergartenküchen. Eine von ihm und Jugendlandesrat Viktor Sigl (V) in Auftrag gegebene Umfrage bei 700 Kindergärten habe ergeben, dass die angebotenen Speisen großteils als kindergerecht und abwechslungsreich beurteilt würden. Doch falle auf, dass in über einem Drittel keine fettarmen Gerichte angeboten würden. Generell werde die Möglichkeit der Mitsprache beziehungsweise Mitwirkung der Kindergartenverantwortlichen an der Speiseplan- und Mittagessenerstellung als viel zu gering erachtet.

(apa/red)