Mords-Nacht mit der First Lady of Crime:
Wagner über Eva Rossmanns Krimirezepte

Kriminell Kochen. Crime-Lady Eva Rossmann hat die Rezepte aus ihren Krimis in einem Buch zusammengefasst.

Es war nach Mitternacht, als die aparte Rothaarige mit den leuchtenden Augen mit ihrer Limousine in die Auffahrt des Parkhochhauses einbog. Sie karrte mich zwei Stockwerke hoch, die menschenleer wie Aufbahrungshallen waren. Dann bremste sie vor einem schmalen Mauerschlitz, aus dem mattes Neonlicht heraufdämmerte. "Da musst du runter", sagte sie mit geschürzten Lippen. "Und keine Angst, du kriegst schon noch eine, heute Nacht."

Der letzte Bus
Schon hatte die Limousine mich ausgespuckt, und ich stand mit der Erinnerung an das smarte "Ciao" meiner Chauffeuse allein in der gespenstischen Arena. Ich stolperte ein unwirtliches Stiegenhaus hinab, rutschte auf dem spiegelglatt gebohnerten Boden beinahe aus und stand plötzlich vor einem Schwarzafrikaner mit Bartwisch. "Heute keine U-Bahn mehr", sagte er mit Südstaaten-Akzent. "Aber wenn Sie laufen, kriegen Sie noch den letzten Bus."

First Lady of Crime
So endete, an der U-Bahn-Station Leopoldau, ein mörderisch kulinarischer Abend mit Eva Rossmann, der sechs Stunden zuvor beim Heurigen von Else Zuschmann und Peter Schöfmann in Martinsdorf mit Blunzen und Grammeln begonnen hatte. Österreichs First Lady of Crime trug die druckfrische Ausgabe ihres jüngsten Schockers unterm Arm. Doch der stellte sich schon beim ersten Durchblättern als Kochbuch heraus, an dem nur eines mörderisch ist: der Appetit, der beim Schmökern aufkommt.

Blutwurst mit Cuvée Zerberus
Walter Schöfmann, ein Koch aus der Wiener Hilton-Schule, machte unterdessen aus seiner Küche keine Mördergrube. Er begleitete unsere Gespräche über den "Mord, als eine schöne Kunst betrachtet" (Thomas De Quincey) mit einem Schlaraffenland aus knusprigen Schwarten, saftigen Fleischlaberln und süßen Flecken, zu denen wir etliche Kreszenzen des kriminell guten Jahrgangs 2006 tranken (teuflisch: die Cuvée Zerberus). Kein Wunder, dass der Zuschmann als bester Heuriger nordöstlich von Wien gilt.

Wer kocht, darf sich vor Blut nihct fürchten
Eva Rossmann, die Exjournalistin, Expolitikerin und Autorin von Sellern wie "Ausgekocht" oder "Tod und Wein", plauderte mittlerweile aus dem Nähkästchen ihrer Heldin Mira Valensky, in dem man einen rauchenden Colt vergeblich suchen wird. Vor die Wahl zwischen Herzenskälte und Herzenswärme gestellt, schlägt sie sich allemal auf die Seite der Letzteren, auch wenn rundum viel Blut, darunter freilich oft auch Schweine-und Hasenblut, durch die Küche fließt. "Wer kocht, darf sich vor Blut nicht fürchten", sagt Rossmann, die sich ihr Krimisalär als Souschefin eines Weinviertler Haubenrestaurants auffettet, beherzt. "Außer das Blut ist noch lauwarm. Dann graut mir vor der spürbaren Nähe der lebendigen Kreatur."

Totschlag und Schlagobers
Nach ihren Ingredienzien für den idealen Krimi befragt, gesteht Rossmann: "Ich schreibe lieber Action-als Mordszenen, und am liebsten schreibe ich mörderisch gute Rezepte wie etwa Blutwurstsoufflé, Crab-Cakes, Prime-Ribs, Banana-Fish, Himbeereis und Schokotorte."

Den vollständigen Artikel sowie die Top Ten der Gastro-Krimis finden Sie im NEWS 11/07

Eva Rossmann
Mira kocht
Folio, 160 Seitern
Preis: Euro 22,90

Heuriger Zuschmann
2223 Martinsdorf
Tel.: 0 25 74/84 28
www.zuschmann.at