Nitsch schenkt ein. Doppler-Comeback:
Christoph Wagner und der Schütt-Meister
Inmitten dieser Weinwelt sitzt Hermann Nitsch, der Maler, an einem Heurigentisch im eigenen Weingarten. Ein Hut schirmt ihn gegen den kalten Wind aus Mähren ab, während er sich an Bratlfett, Wildschweinschinken und Quargelaufstrich gütlich tut - und dazu einen "G'mischten Satz" aus dem Doppler trinkt, jenem Gebinde, das er einmal als "die schönste Skulptur der Welt" bezeichnet hat. schlagen.
Den Wein, in dem sich Grüner Veltliner, Grauer Portugieser, Welschriesling und etliche Urreben in munterer Anarchie paaren, keltert und vermarktet Nitsch nicht selbst. Das überlässt er Michael P. Martin vom "Martinshof", einem jungen, zielstrebigen Winzer, der den Wein "so traditionell wie möglich, aber so blitzsauber wie heute nötig" vinifiziert.
40 Euro pro Flasche
Dass die Doppelliterflasche seit dem Weinskandal einen so unverdienten Imageverlust erlitten hat, ist für Nitsch allerdings eine Tragödie. Denn in Wahrheit "entwickelt sich der Wein darin mindestens genauso gut wie in den viel gerühmten Magnumfalschen aus Bordeaux - vorausgesetzt, er wird richtig verkorkt." Nitsch, nachdenklich: "Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass wir unseren Doppler naturverkorken, während die Spitzenwinzer ihre teuren Bouteillen mit Schraubverschlüssen zudrehen?"
Nie wieder Billigsegment
Richtig billig ist der Nitsch-Doppler mit 40 Euro pro Flasche auch nicht gerade. "Wenn man etwas für den Ruf des Dopplers tun will, darf man ihn nicht wieder im Billigsegment ansiedeln", sind sich Nitsch und Martin einig. Und außerdem wird der Wein ja schon alleine durch das Nitsch-Etikett, das an einen Plan für ein Kellerlabyrinth erinnert, zum Kunstwerk. Oder zumindest zum Kultwein, der nach Nitschs orgiastischem Prinzip funktioniert: "Die Leute werden gut gefüttert und getränkt. Mein Drama soll ein Fest sein!"
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