Österreicher essen aus Genuss
Nur zwei Prozent der Österreicher essen laut einer Umfrage aus "biologischer Notwendigkeit". Im Land des Wiener Schnitzels, der Grammelknödeln, Kärntner Nudeln, Topfengolatschen und des Kaiserschmarrens geht es viel mehr um den Genuss: So assoziierten 92 Prozent der Befragten Essen mit einem positiven Lebensgefühl, Freude und Lustgewinn; grundsätzlich gaben 96 Prozent an, gerne zu essen.
Eine Art "Wir-sind-Wir"-Mentalität zieht sich also offenbar durch die Küchen bzw. über die Gaumen der Österreicher: 86 Prozent gaben bei der Umfrage von Oekonsult (im Auftrag der Landwirtschaftskammer bzw. des Agrarischen Informationszentrums unter 1.213 Personen) an, es sei "besser", Lebensmittel regionaler Herkunft zu beziehen, "denn da weiß man, was man hat". Die Regionen, aus denen das Essen stammt, das auf den Tellern der Österreicher landet, hätten einen hohen emotionalen Stellenwert. Nur zwei Prozent meinten, regionale Herkunftsnachweise beeindruckten sie nicht; für den Rest steht Regionalität vor allem für "Frische", "Echtheit", "Ursprünglichkeit".
Regionsgrenzen verschwimmen
Einen besondern starken Bezug zu Lebensmitteln aus ihrer Region haben laut Umfrage beispielsweise Steirer, Kärntner und Tiroler, während Wiener einen "flacheren Bezug" zu Produkten aus ihrer Stadt haben. Dadurch seien Erzeugnisse aus diesen Ländern aber wiederum für die Wiener besonders verlockend und markenfähig. Bundesländergrenzen verschwimmen aus Konsumentensicht aber teilweise - als Region wird auch erlebt, was landschaftlich und sozial als ähnlich angesehen wird.
Bessere Kennzeichnung gefordert
85 Prozent der Befragten forderten eine bessere Kennzeichnung der Nahrungsmittel. Der Präsident der Landwirtschaftskammer (LK), Gerhard Wlodkowski, kündigte in einer Aussendung an, die Möglichkeiten der noch heuer zu erwartenden EU-Qualitätsverordnung verstärkt nutzen zu wollen. Geschützte Herkunftsbezeichnungen und freiwillige Qualitätsangaben sollen durch diese aufgewertet werden. Auch die Einführung einer neuen Kategorie "Produkt von meinem Bauernhof" werde geprüft.
Bio-Irrtümer
Schwach informiert zeigten sich die Befragten zum Thema Bio: 60 Prozent gaben an, Bio müsse bedeuten, die Ware sei nicht nur biologisch produziert, sondern stamme auch aus der Region. Laut Studienautoren ein "fataler Irrtum", schließlich gebe es in Österreich beispielsweise Bio-Äpfel aus Argentinien, die rund 13.500 Kilometer zurücklegen, bevor sie in den heimischen Mägen landen.
Verwirrende Etiketten
Wermutstropfen der Konsumenten war laut Umfrage, dass man bei "verarbeiteten und abgepackten Lebensmitteln" die genaue Herkunft, auch der Zutaten, nicht leicht erkennt. "Faire Bedingungen für heimische Lebensmittel kann es nur dann geben, wenn klare, gesetzlich verbindliche und auch streng kontrollierte Kennzeichnungen dem Konsumenten klar machen, woher ein Lebensmittel stammt und welche Bestandteile darin enthalten sind", so Wlodkowski.
Massiv kritisierte der Landwirtschaftskammerpräsident "die Tatsache, dass nach wie vor Käfigeier in Verarbeitungsprodukten landen, ohne dass man das wissen" könne. "Bekanntlich haben 13 EU-Länder das Käfigeiverbot nicht rechtzeitig umgesetzt, und diese Eier werden in der Lebensmittelverarbeitung und Gastronomie weiterhin verwendet."
apa/red - 17