Regeln gelockert: Französische Winzer dürfen Wein mit Holz-Chips aromatisieren
Unter dem Konkurrenzdruck der Weine aus der "Neuen Welt" erlaubt auch Frankreich seinen Winzern den Einsatz moderner Techniken. Das Landwirtschaftsministerium in Paris erklärte, künftig dürften die Weine mit Holz-Chips aromatisiert werden. Dieses Verfahren sei bereits von der Europäischen Union zugelassen und werde bald in nationales Recht umgesetzt. Den Winzern in Frankreich machen seit Jahren Überproduktion und sinkender Absatz vor allem im Inland zu schaffen.
Die Aromatisierung mit Holz-Chips verhilft dem Wein auch im preiswerten Stahltank statt im teuren Eichenfass zu dem gefragten Barrique-Aroma. Winzer in jungen Weinbauländern wie Australien, Chile oder den USA greifen seit langem auf das Verfahren zurück, das von den traditionsbewussten Franzosen bisher abgelehnt wurde. Insgesamt sollten die Regeln gelockert werden, erklärte das Landwirtschaftsministerium am Mittwochabend.
Realistischer Schritt
Roland Feredj, Generaldirektor des Branchenverbands CIVB für das Bordeaux-Anbaugebiet, sprach von einem "bemerkenswerten und realistischen Schritt. Normalerweise will Frankreich dem Rest der Welt Lektionen erteilen, und nun stellen wir fest, dass die Australier und die Amerikaner uns auch etwas über den Weinanbau lehren können."
90 Millionen Finanzierung
Die französische Regierung hat in der vergangenen Woche ein 90 Millionen Euro schweres Hilfsprogramm für die Branche aufgelegt, von denen zwölf Millionen zur Ankurbelung des Exports eingesetzt werden sollen. 38 Millionen gehen als Soforthilfe an die Winzer. Zudem sollen Marketing-Untersuchungen finanziert und ein neues Logo entwickelt werden.
Regeln gelockert
"Wir müssen Wein für den Verbraucher produzieren, und nicht Wein, von dem die Verbraucher träumen", sagte der Autor eines Berichts für das Landwirtschaftsministerium, Bernard Pomel, der Zeitung "Le Figaro". Neben dem Einsatz von Holz-Chips will die Regierung auch die Regeln für den Einsatz von Techniken lockern, die den Alkoholgehalt des Weins senken.
Nichts für Puristen
Für Puristen wie Nicolas Ronceray ist das alles der "Anfang vom Ende". Ronceray arbeitet in einer kleinen Wein-Bar in Paris, die sich auf Tropfen von ausgewählten und nach traditionellen Methoden arbeitenden Gütern spezialisiert hat. Wer dem Wein Holz zusetze, dürfe nicht mehr vom Aroma sprechen, sondern wie bei einem chemischen Produkt von einem Duft, sagt er. "Zum Schluss wird der Wein so gemacht wie das Essen bei McDonald's." (APA/red)