"Schokolade ist ein Anti-Krisen-Produkt"

Konsumfeindlicher Schlankheitswahn? Rezession? Der Mann hinter dem riesigen Berg von Köstlichkeiten aus süß duftender Kakaomasse schaut ungläubig und verneint bestimmt. "Schokolade kennt kein Krise", sagt Chocolatier Denis Daubos. Gerade wenn es wirtschaftlich nicht so gut laufe, wolle niemand auf die kleinen Freuden des Alltags verzichten.

"Schokolade ist ein Anti-Krisen-Produkt"

Den Optimismus teilt Daubos mit den meisten seiner Kollegen, die bei der weltgrößten Schokoladenmesse in Paris Trends und Traditionelles präsentierten. Das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür und niemand glaubt, dass sich die düstere Wirtschaftslage in Europa negativ auf den Konsum auswirken wird.

"Anti-Krisen-Produkt"
"Schokolade ist ein Anti-Krisen-Produkt", pflichtet Diane Lefrancois von Valrhona ihrem Konkurrenten Daubos bei. Das 1922 von einem Konditor aus dem Rhonetal gegründete Traditionshaus stellte auf der Messe die "erste blonde Schokolade der Welt" vor. Sie soll nach "gegrilltem bretonischen Mürbeteig" riechen und eine vierte große Kategorie nach Zartbitter-, Milch- und weißer Schokolade werden.

Steigende Nachfrage
Der Besucherandrang und vor allem die Statistiken lassen die gute Stimmung der Süßwarenhersteller gerechtfertigt erscheinen. In Staaten wie Russland, Indien, Japan und China steigt die Nachfrage jährlich um Raten zwischen 20 und 30 Prozent. Manche Branchenexperten befürchten schon, dass der Bedarf vor allem aus China bereits in zehn Jahren das Angebot übersteigen könnte.

Show muss sein
Während die Fachbesucher in Paris nach vielversprechenden Trends Ausschau hielten, machte das Publikum vor allem an den Ständen mit Kostproben und Showeinlagen halt. Auf Tellern warteten ausgefallene Kreationen wie Holunder- oder Wasabi-Schokolade neben kunstvollen Schokoladenblumen-Sträußen. Models präsentierten verführerische Designer-Roben aus dem süßen Naschwerk.

Wachsen mit Kakao
Nach ausgiebiger Verkostungstour konnten schokoladenverschmierte Finger mit speziellen Steinseifen gewaschen werden - auch sie dufteten natürlich nach Schokolade. Besucher, die keine Scheu hatten, nackte Haut zu zeigen, waren auf dem "Salon du Chocolat" eingeladen, sich ihre Körperbehaarung entfernen lassen. Kakaowachs lautet das besondere Rezept. "Unter unseren treusten Kunden sind viele Männer", erzählte eine Mitarbeiterin des Anbieters stolz.

Schoko zur Entspannung
Der Preis schien für viele Fans der süßen Versuchung Nebensache zu sein. Trotz eines Eintritts von 13 Euro wurden bis Sonntag 130.000 Besucher erwartet. Viele Naschkatzen konnten schon bei der Eröffnung selbst bei 100-Gramm-Preisen von acht Euro und mehr nicht widerstehen. Was derzeit nicht so gut läuft? "Pralinen mit Alkohol", sagt Chocolatier Daubos. Er hat dafür jetzt "Zen-Schokolade" im Angebot. Sie soll besonders gut zur Entspannung sein.

apa/red - 17