Streitfall Tokajer: Ungarn setzt sich beim Schutz der Herkunftsbezeichnung durch

Das Elsass darf ab dem kommendem Jahr keine Weine mehr unter der Bezeichnung "Tokajer" auf den Markt bringen. "Das ist wichtig für Ungarn, weil der Tokajer seit dem dritten Jahrhundert Teil der Geschichte unseres Landes ist", erklärte der Staatssekretär im ungarischen Wirtschaftsministerium, Andras Mahr, am Montag in Paris.

Im Elsass darf die französische Bezeichnung "Tokay" für bestimmte Weine nur noch bis Ende März genutzt werden. Tokajer ist eine geografische Herkunftsbezeichnung für Weine aus der Tokaj-Region im Nordosten Ungarns. Von den jährlich rund fünf Millionen in Ungarn produzierten Flaschen Wein sind 1,2 Millionen Tokajer-Wein. Ungarn hatte zu seinem EU-Beitritt 2004 den Schutz der Bezeichnung ab April 2007 ausgehandelt.

Seit 80 Jahren: Cognac vs. Tocai
Bereits 1926 hatten Frankreich und Ungarn ein Abkommen geschlossen, nach dem Ungarn die Produktionen von Branntweinen unter dem Namen Cognac einstellen und Frankreich im Gegenzug seine Weine nicht als Tocaj-Weine bezeichnen sollte. Es kam jedoch nie zur Anwendung.

Ciao Tocai friulano
Im vergangenen Jahr bestätigte der Europäische Gerichtshof auch ein Abkommen Ungarns mit Italien, das italienischen Weinbauern die Verwendung des Namens "Tocai" ab 2007 untersagte. Der italienische Tocai wird künftig nur noch "Friulano" vom Namen der norditalienischen Heimatregion heißen.
Was steckt im Tokajer?
Der ungarische "Tokaji" wird vornehmlich aus Furmint-Trauben, der französische "Tokay d'Alsace" aus Pinot Gris und der "Tocai" aus Italien bzw. der "Tokaj" aus Slowenien aus der Sorte Tocai friulano gekeltert, die auf Sauvignon-Reben zurückgeführt wird. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Tocai friulano eine autochtone Rebsorte des Friaul, zumindest ist man im Friaul felsenfest davon überzeugt. Er war dort auf Grund seiner hohen Erträge sowie seines freundlich-fruchtigen Geschmacks stets den Hauswein der Winzer. (APA/red)