Süße Geheimnisse des White-House: Chef-Patissier weiß was US-Präsidenten lieben!

US-Präsident George W. Bush mag "einfache und kräftige" Desserts, wie beispielsweise Kuchen mit etwas Eis. Seine Gattin Laura hingegen liebt es "etwas raffinierter". Vorgänger Bill Clinton wiederum ließ sich des öfteren ein Stück Weichseltorte schmecken, Hillary bevorzugte Mokkakuchen, erinnert sich der Franzose Roland Mesnier. Der Mann weiß, wovon er spricht. Seit 25 Jahren ist er Chef-Patissier im Weißen Haus.

Im Laufe der Jahre hat er manch süßes Geheimnis von Regierungschefs
und Staatsoberhäuptern und deren Familien kennen gelernt. Ende Juli nun
räumt der prominente Konditor seinen Platz in einer der bekanntesten Küche
des Landes.

Chelsea Clinton ließ Hochzeitstorte bestellen
Erst neulich habe ihn Chelsea, die Tochter von Ex-Präsident Clinton,
während eines Empfangs beiseite genommen und gebeten, für ihre Hochzeit
ihren Lieblingskuchen zuzubereiten: den "Cobbler", ein typisch
amerikanisches Dessert mit Früchten in einen Teigmantel gehüllt, das noch
warm und mit einer Portion Schlagsahne serviert wird. Chelsea habe ihm zwar
das genaue Datum nicht verraten, "aber da liegt möglicherweise was in der
Luft", sagt Mesnier und schmunzelt.

Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen in Frankreich
Dass er eines Tages einmal einen derart vertrauten Umgang mit Prominenten
aus Politik und Gesellschaft pflegen würde, wurde Mesnier nicht unbedingt in
die Wiege gelegt. Er wuchs in einfachen Verhältnissen mit acht Geschwistern
in Bonnay auf, einem 140-Seelen-Dorf im Osten Frankreichs. Seine Lehre als
Konditor absolvierte er in der nächstgelegenen größeren Stadt Besancon.
Anschließend jedoch zog es den Franzosen, dessen Akzent immer noch seine
Heimatregion Franche-Comte verrät, in die weite Welt. In namhaften Hotels in
Deutschland, Großbritannien, auf den karibischen Bermuda-Inseln und in den
USA perfektionierte er die hohe Kunst des süßen Naschwerks. Im Jahr 1979
schließlich wurde die Gattin des damaligen US-Präsidenten, Rosalynn Carter,
auf den weit gereisten Konditor aufmerksam.

Sein oberstes Prinzip: Desserts niemals ohne testen servieren!
Seitdem gehörte der Mann mit der hohen weißen Mütze und den ehernen
Prinzipien zum Inventar des Weißen Hauses. Tagaus, tagein stand er pünktlich
um 6.30 Uhr hinter seinem Herd, Urlaub nahm er nur in Ausnahmefällen.
"Niemals hätte ich ein Dessert servieren lassen, ohne es vorher zu kosten",
lautete eine der Maximen des 60-Jährigen.

Festliches Abendessen beinahe ohne Dessert
Bisweilen jedoch wurde die Geduld des perfektionistischen Patissiers auf
eine harte Probe gestellt. Mit Schrecken erinnert sich Mesnier an einen
Empfang zu Zeiten von US-Präsident George Bush senior. Zum Nachtisch hätten
die Bushs ein Omelette mit Himbeeren bestellt. "Ich hatte am Tag zuvor
bereits alles vorbereitet, aber als ich dann das Eiweiß schlagen wollte,
wurde es nicht steif." Ein festliches Abendessen ohne Dessert - die größte
nur denkbare Blamage für den sonst so zuverlässigen Konditor stand kurz
bevor. In seiner Not änderte Mesnier schließlich das Rezept. "Und das hat
dann geklappt."

Bald kommt Rezeptbuch
Seine kreativen Einfälle hat er in einem eigenen Rezeptbuch festgehalten.
Nach seiner Pensionierung möchte er das Werk vorstellen. Das süße Leben im
Weißen Haus - es lässt den Chef-Patissier nicht los. Auch wenn zum Abschluss
seiner beruflichen Laufbahn ein bitterer Nachgeschmack bleibt. Die
Spannungen zwischen Frankreich und den USA wegen des Irak-Krieges haben den
mit einer Amerikanerin verheirateten Franzosen in schwere Gewissenskonflikte
gestürzt: "Ich bleibe ein französischer Patriot, bin jedoch zur selben Zeit
auch Amerikaner." (pte/red)