Sushi-Polizei gegen Geschmacksverirrung: Nippon-Restaurants weltweit unter der Lupe

Nach einem Siegeszug rund um die Welt sind Sushi, die Rollen aus rohem Fisch und Reis, und andere japanische Spezialitäten inzwischen auch im Westen weit verbreitet und bei Feinschmeckern beliebt. Doch der Erfolg beschert den Japanern nicht nur Freude: Im Westen kreierte Geschmacksverirrungen wie Sushi mit französischer Gänsestopfleber oder amerikanischem Frischkäse stoßen Geschmackspuristen übel auf.

Deswegen plant die Regierung in Tokio nun eine Initiative zur Reinhaltung der japanischen Küche: Damit Restaurantbesucher im In- und Ausland künftig mit Sicherheit "echtes" Sushi oder Yakitori genießen können, sollen Experten die Nippon-Restaurants in aller Welt bewerten. Bestnoten soll es nur für Küchenchefs geben, die Speisen nach original japanischen Rezepten bereiten und in landestypischer Art servieren.

50.000 Sushi-Tempel weltweit im Visier
Wegen ihrer Fettarmut bei vergleichsweise hohem Eiweiß-Anteil ist es kein Wunder, dass die japanische Küche mit ihren Rohfisch-Reisröllchen, Miso-Suppen, Tofu und Meeresalgen weltweit immer mehr Freunde findet. Nach Schätzungen der Regierung dürfte sich die Zahl der Japan-Restaurants außerhalb Nippons in den kommenden drei Jahren auf rund 50.000 verdoppeln. Restaurants, auf denen nur japanisch draufsteht, will Landwirtschaftsminister Toshikatsu Matsuoka aber nicht dulden, wie er jetzt auf einer Konferenz von Lebensmittelexperten in Kyoto klarstellte: "Unser Ziel ist es, weltweit wahre japanische Kochkunst anzubieten."

Nur Original-Zutaten sind genehm
Damit das kulinarische Kulturgut rein bleibt, ist jetzt die japanische Außenhandelsorganisation Jetro auf den Plan getreten. Denn Sushi- und Yaktori-Köche sollen nicht einfach traditionelle Zutaten nach dem Gusto ihrer jeweiligen Kundschaft austauschen können und etwa eine Foie Gras (Anm: Gänsestopfleber) zur Miso-Suppe servieren oder den Fisch durch Gemüse ersetzen.

Testesser in Frankreich
Noch in diesem Monat zunächst für das Feinschmecker-Land Frankreich, später dann auch für andere Staaten will Jetro deshalb die Japan-Restaurants beim Namen nennen, die diese Bezeichnung auch wirklich verdienen. Dafür sollen verdeckte Testesser Punkte für die Lokalitäten vergeben, die neben der Authentizität des Essens beispielsweise auch den Service und die Hygiene bewerten.

Nur Bruchteil wird für gut befunden
Für viele Restaurantbesitzer könnte das allerdings eine bittere Pille werden, denn eine Empfehlung soll es nur für die Besten geben. Im ganz Frankreich befand die Jetro beispielsweise nur 50 Japan-Restaurants für empfehlenswert - bei 600 Sushi- und Miso-Suppen-Tempeln allein im Großraum Paris.

Herbe Kritik
Kritiker monieren bereits Pläne für eine weltweite "Sushi-Polizei". Der Tokioter Küchenchef Sadaharu Nakajima zum Beispiel findet den Vorstoß seiner Regierung schlicht "total absurd": "Wenn sich Regierungen in die Musik, das Theater oder in die Kochkunst einmischen, dann gibt das immer ein Fiasko", glaubt er. Der französische Restaurant-Experte Stephane Danton wirft der japanischen Regierung gar "Protektionismus" vor. (APA/red)