VKI-Check der Modediäten: South Beach & Low Carb als potentielle Krankmacher
Der Weg zur schlanken Linie unterliegt Modeerscheinungen - "Fett macht fett" ist ein Schlagwort von gestern: Wie schon in den siebziger Jahren sind Ernährungsprogramme "in", die Kohlenhydrate weitgehend vom Speiseplan verbannen. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat zwei der Mega-Seller getestet und wirft sowohl der "Low Carb"- als auch der "South Beach"-Diät" potenziell gesundheitsschädliche "Ernährungs-Sünden" vor.
Kohlenhydratreiches Essen macht dick, behauptet der Ernährungswissenschafter Nicolai Worm ("Low Carb", Gräfe und Unzer). "Low Carb" orientiert sich an der LOGI-Pyramide, (LOGI = Low Glycemic Index, niedriger glykämischer Index) und meint wenig Kohlenhydrate, also keine großen Beilagenportionen in Form von Brot, Nudeln, Reis und Erdäpfeln.
"Low Carb"
Stattdessen kommen Eiweißlieferanten wie Fleisch, Fisch und Milchprodukte auf den Tisch. Durch die Umschichtung von Kohlenhydraten auf Fett und Proteine bleibt der Blutzuckerspiegel konstant, das verhindere figurschädliche Heißhungerattacken, argumentieren die Verfechter. "Die Fettzufuhr ist mit einem Anteil von 40 bis 50 Prozent viel zu hoch angesetzt", so Konsumentenschützer Franz Floss bei einem Pressegespräch in Wien. Die Eiweißzufuhr macht immerhin auch stolze 20 bis 30 Prozent aus. Diese Werte liegen deutlich über den Empfehlungen der anerkannten Ernährungsgesellschaften. Fazit der Tester: "Zum Abnehmen nicht wirklich geeignet - vergessen Sie's."
"Die South Beach Diät"
Mindestens so radikal in Sachen Kohlenhydrate gibt sich der US-Herzspezialist Arthur Agatston ("Die South Beach Diät", Knaur Verlag). In den ersten zwei Wochen müssen seine Anhänger nur Fleisch, Geflügel, Fisch und Gemüse zu sich nehmen und auf Brot, Reis, Nudeln, Backwaren, Obst und Erdäpfel verzichten. Einer, der sich eigenen Angaben zumindest immer wieder in verschiedenen Lebensphasen danach ernährte, ist Ex-US-Präsident Bill Clinton - ehe er sich vergangenen Herbst einer vierfachen Bypass-Operation unterziehen musste.
Risiko
"Die erhöhte Fettzufuhr birgt Risiken insbesondere für Menschen mit Herz- und Kreislauferkrankungen, Schwangere und Ältere, denn das Fett verstopft die Arterien", warnte VKI-Ernährungsexpertin Nina Siegenthaler. "Die hohe Eiweißzufuhr ist auch für Menschen mit Nieren- und Leberproblemen bedenklich, bereits bestehende Gicht könnte schlimmer werden". VKI-Urteil: "Im Interesse Ihrer Gesundheit - Finger weg!"
Empfohlene Diäten
Die Verbannung der Kohlenhydrate hat so rasch so viele Anhänger gefunden, weil diese Diäten mit größeren Anfangserfolgen punkten und der Einstieg leichter fällt als bei einer Umstellung auf ausgewogene Mischkost. "Nach einem Jahr erreicht man mit Mischkost-Diäten allerdings eine gleich große Gewichtsabnahme", betonte Floss. Außerdem falle das Durchhalten leichter als mit einseitiger Ernährung. Wichtig sei, komplexen Kohlenhydraten (Vollkorn, Naturreis) vor Auszugsmehl den Vorzug zu geben. Empfohlen werden vom VKI "Die Ideal Diät" (Michael Hamm, Friedrich Bohlmann, Gräfe und Unzer) sowie "Die Gute Laune Diät" (Thomas Ellrott, Neuer Umschau Buchverlag). Beide sehen eine ausgewogene Nährstoffzufuhr vor - und dazu ein Sportprogramm.
Ein Riesen-Markt ist der Wunsch nach Abspecken allemal: In Österreich werden pro Jahr 92 Millionen Euro für Produkte ausgeben, die "Schlankheit und Schönheit" versprechen, sagte Floss.(apa/red)