Vom Kracherl zum kühlen Dauerhit: Eis am Stiel feiert 100 Jahre Schleckvergnügen!
Passend zur Rückkehr des Sommers feiert das Eis am Stiel ein rundes Jubiläum. Die Erfindung des kühlen Dauerhits vor 100 Jahren war purer Zufall: Der elfjährige Frank Epperson aus Kalifornien hatte sich 1905 mit Brausepulver und Wasser eine süße Limonade zusammengerührt und das Glas über Nacht auf der Veranda vergessen. Am nächsten Morgen war die Brause wegen des heftigen Nachtfrostes am Rührstab festgefroren.
Den Wert seiner Entdeckung erkannte er erst später und hat sie sich 1923 patentieren lassen. So berichtet es das Eis-Standardwerk "Licks, Sticks & Bricks. A World History of Ice Cream". "Das ist die erste übermittelte Geschichte, wir haben aber keine Unterlagen, die das belegen", sagt Carola Herckelrath vom Eis-Info-Service in Köln. In Deutschland wurde erst vor zwei Jahren der 80. Geburtstag des Eis am Stiel gefeiert. Der Süßwarenhändler Harry B. Burt aus Ohio hatte demnach den "Rahmeislutscher" entwickelt und dafür 1923 ein Patent erhalten. "Das ist ein Vanilleeis mit Schokoladenüberzug am Stiel", erklärt die Eis-Expertin.
Wassereis, Vanilleeis und Co
Doch egal ob Wassereis oder Vanilleeis mit Schoko-Überzug, das praktisch zu naschende Stieleis hat in den Jahren nach seiner Entwicklung einen kühlen Siegeszug angetreten. In Deutschland wurde es erstmals 1935 in Hamburg hergestellt. Zu Beginn war das vor allem Handarbeit: Das Eis wurde in Kugel- oder Zylinderform um ein Holzstöckchen gefroren und dann einzeln von Hand eingewickelt und verpackt. Heute laufen in einer Eisfabrik pro Stunde etwa 30.000 Eis am Stiel vom Band.
Gaumenfreuden und Erotik
Mit großer Leidenschaft schlecken die Deutschen die Eiscreme vom Holzstöckchen: Nach Angaben des Eis-Info-Service wurden 2004 mehr als eine Milliarde Eis am Stiel verkauft. Doch die leckere Abkühlung ruft auch immer wieder erotische Assoziationen hervor: Das zeigen aufreizende Kinowerbungen und die "Eis am Stiel"-Filme aus den siebziger und achtziger Jahren.
"Vitamine am Stiel" sind gefragt
Heute können Eis-Fans aus etwa 100 verschiedenen Stieleis-Sorten auswählen. Und auch auf gesundheitsbewusste Genießer hat sich die Eisindustrie eingestellt. "Beim Eis am Stiel ist ein Wellness-Trend auszumachen", sagt Beate Brünig, Eis-Expertin beim Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie in Bonn: "Es gibt vermehrt Produkte, die weniger Fett und weniger Zucker enthalten." Zunehmend gefragt seien auch "Vitamine am Stiel": Eis mit einem hohen Fruchtsaftgehalt. Und noch mehr als 80 Jahre nach Burts Patent ist der "Rahmeislutscher" eine der beliebtesten Stieleis-Varianten.
Getrübte Eisfreude
Die Freude am Eisgenuss hat sich jedoch für einige Naschkatzen in diesem Jahr getrübt. "Wässrige Eiscreme, Holzgeschmack, alte Mandeln und Fremdfett im Schokoladenüberzug" monierte die Stiftung Warentest im Mai bei zahlreichen der 20 untersuchten Eis am Stiel. Fast jedes zweite habe mehr oder weniger intensiv nach dem hölzernen Griff geschmeckt. Insgesamt vergaben die Tester nur ein Mal das Urteil "sehr gut" und fünf Mal "gut". (APA/red.)