Wachauer Winzer gegen Designerweine: Codex Wachau - Charta des reinen Weines
Winzer der Vinea Wachau informierten am Donnerstag in Unterloiben über die Proklamation des "Codex Wachau" bzw. die "Charta des reinen Weines". Dieser Codex richtet sich gegen ein Abkommen, mit dem die EU industrielle Produktionsmethoden im Weinbau in den USA akzeptiert und auch in Europa zulässt.
Winzerurgestein Emmerich Knoll sieht in der Akzeptanz fragwürdiger Methoden durch die EU die größte Gefahr seit 2000 Jahren Weinbau. Die EU habe "um den US-amerikanischen Interessen Genüge zu tun, ein Downgrading in der europäischen Weinproduktion ermöglicht".
Eichenchips, Tanninpulver & Co
Die USA verwenden Praktiken, die im traditionellen Wein-Europa bisher verboten oder zumindest verpönt waren. Etwa die Beigabe von Eichenchips in den Weintank oder die Beimischung von Tanninpulver oder Enzymen, die den Geschmack und die Struktur verändern und neue Aromen ermöglichen. Die größten Bedenken haben die Winzer gegen die Zerlegung des Weines in Chemielabors, um sie nach geschmacklichen Vorlieben wieder zusammenzusetzen. (siehe Kasten links: Die Weinmaschine).
Teilung der Weinwelt
Die Wachauer Winzer sind der Überzeugung, dass wir am Vorabend einer Teilung der Weinwelt stehen: Winzer werden sich entscheiden müssen, ob sie einen Kunstwein produzieren oder sich weiter der Natur verpflichtet fühlen wollen. Die Winzer der Vinea Wachau wollen jedenfalls von ihrem bisherigen Weg der naturbelassenen Weinproduktion nicht abweichen, und sich sogar in noch viel höherem Ausmaß einer selbst auferlegten strengsten "Naturverpflichtung" unterwerfen.
Charta des reinen Weines
Als "Gegenbewegung zu Brüssel" proklamierte die Vinea Wachau den Codex Wachau, eine "Charta des reinen Weines", in der sich die Winzer verpflichten, auf Aromatisierung, Anreicherung und Konzentration des Weines zu verzichten. Den genauen Wortlaut der Richtlinien finden Sie im Kasten links. Weine der Vinea Wachau erkennt man abgesehen vom Logo in der traditionellen Kategorisierung nach Alkoholgehalt: Steinfeder, Federspiel und Smaragd (siehe Kasten links).
Pröll: Nein zu austauschbarem Massenwein
Laut NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll nehmen die Wachauer Weinbauern eine Vorreiterrolle ein, die jedoch nicht auf Region beschränkt bleiben solle. Der "Codex Wachau" sei außerdem ein "klares Nein zu austauschbarem Massenwein und ein klares Ja zur je nach Region individuellen Kunst des Kelterns." (red)