Wagners Gourmet-Kritik: Gargantuas Welt in den Händen des weintrinkenden Häferlguckers

Gustav Anton Richard Gustav Anton Nordpol Theodor Ulrich Anton. Wer sein Restaurant Gargantua nennt, muss damit rechnen, dass er diesen Namen mehrmals täglich buchstabieren muss. Klaus Trebes hat das nicht geahnt, als er sein kleines Restaurant in der Frankfurter Liebigstraße vor mehr als einem Vierteljahrhundert so benamste.

Der französische Renaissanceschriftsteller Francois Rabelais spielt in der Weltliteratur immerhin in der Shakespeare-Liga mit, und seine zwei Geschöpfe, die durch die Lande schlemmenden, fressenden und saufenden Riesen Gargantua und Pantagruel, sollten jedem, der sich mit sinnlichen Genüssen beschäftigt, ein Begriff sein.

Gargantuas Welt
Doch das "Gargantua" mit Rabelaiskennern zu füllen, war leider nicht möglich, also etablierte sich Klaus Trebes nicht nur als wackerer Mitstreiter Witzigmanns für eine feine deutsche Küche, sondern er erkundete zunächst für die FAZ und später auch für andere deutsche Magazine sowie das Internet Gargantuas Welt. Deren literarische Form ist am besten mit einer Speisekarte beschrieben, die ins Schlaraffenland und damit geradewegs in die (noch gar nicht so lange zurückliegende) Vergangenheit der Küche führt.

Leidenschaftlicher Häferlgucker
Trebes ist einerseits ein Jünger der großen französischen Köche wie Troisgros, Haeberlin oder Point, andererseits auch ein leidenschaftlicher Häferlgucker in die Töpfe der bürgerlichen Hausfrauenküche zwischen Elsass, Belgien, Franken und Rheinpfalz. Ein Designerkoch und Schäumchenbläser ist Trebes indes sicher nicht. Er zählt vielmehr zu jenen, die Kalbskutteln mit Morcheln noch so zubereiten können, dass selbst Innereien-Skeptiker ausrufen (müssen): "Eine Delikatesse!" Er versteht es, einen Gänseleber-Steinpilzpudding so zu komponieren, dass vielleicht auch ein kulinar-kompositorisches Großtalent wie Gioacchino Rossini ihn darum beneidet hätte.

Esterházy-Kreation
Peter Esterházy, dem Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, hat Trebes eine deliziöse Komposition aus Hummer, Paprikakraut und Palffyknödeln gewidmet. Und er hat eine Pizza aus crossem Germteig mit Birnen, Blauschimmelkäse, ein paar Tropfen Seewinkler TBA und einer Spur Staubzucker ersonnen, die selbst Liebhaber ausgefallener Käse-Desserts vor Staunen stumm machte. Ein heißer Tipp ist es übrigens, während der Buchmesse um die Mittagszeit in dem im französischen Bistrostil mit viel (unüblicherweise sehr geschmackvoller) moderner Kunst eingerichteten Restaurant vorbeizuschauen. "Da treffen Sie höchstens den ein oder anderen Großverleger, der vor dem Messetrubel zu mir flieht ", sagt Trebes, "die anderen Buchmenschen kleben tagsüber alle in ihren Hallen fest."

Web-Tipp: Christoph Wagner's Weblog:
www.speising.net

Gargantua
Adresse: Liebigstraße 47, 60323 Frankfurt am Main
Telefon: 0049.69.72 07 18
Web: www.gargantua.de

Öffnungszeiten: Ruhetag(e): So, Fei
Küchenzeiten: Mo-Fr 12-15, Mo-Sa 18.30-11 Uhr