Warten auf Bordeaux: Wie im Kommunismus Russlands Weinfreunde auf dem Trockenen
Kaum hat das klassische Wodka-Land Russland Gefallen an ausländischen Weinen gefunden, da sitzt es auf dem Trockenen. "Importmarkt für Alkohol in Panik", lautet eine typische Moskauer Schlagzeile der vergangenen Tage. 15 Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion stehen viele Spirituosenläden wieder so leer wie zu kommunistischen Zeiten.
Schuld daran ist dieses Mal aber keine Anti-Alkohol-Kampagne wie unter Generalsekretär Michail Gorbatschow, sondern bürokratisches Chaos. Eigentlich wollte die russische Regierung Ordnung in den Alkoholhandel bringen und minderwertigen und gepanschten Stoff aus dem Verkehr ziehen. An Fusel sterben in Russland jährlich etwa 40.000 Menschen.
Alle Import-Weine eingezogen
Zum 1. Juli rief die Regierung daher alle importierten Weine, Schnäpse und Liköre aus Läden und Restaurants zurück, um sie mit neuen Zollmarken auszustatten. Seitdem herrscht gähnende Leere in den Weinregalen und -kellern Russlands.
Nur noch russischer Wein zu bekommen
Restaurants können ihren verärgerten Kunden nur noch billigen heimischen Wein, Wodka oder Bier anbieten. Wer eine Hochzeit oder einen Empfang organisiert, muss sich die kostbaren Tropfen regelrecht zusammenklauben.
Bis zu sechs Monate im Zolllager
Millionen von Flaschen werden wohl bis zu sechs Monate im Zolllager verstauben, bis sie mit den neuen Marken versehen wieder in die Regale dürfen. Darunter leidet vor allem der Großhandel. Dessen Ansicht nach trägt der russische Zoll die Schuld an den Verzögerungen. In der Zwischenzeit müssen Händler mit Strafen rechnen, wenn sie nicht alle Flaschen aus ihren Kellern in staatliche Zolllager umräumen. (APA/red)