Was gibts heuer?
Traditionen haben einen großen Vorteil: Sie ersparen einem die Qual der Wahl. Man weiß, was zu tun ist. Ohne Wenn und Aber.
Zu Ostern gibt’s rote Eier, zu Martini eine gebratene Gans, der Weihnachtsbaum ist eine Tanne und keinesfalls wird eine Föhre oder die Zimmerlinde aufgeputzt. Nur beim Weihnachtsessen haben wir inzwischen in so viele fremde Töpfe geschaut, die Bräuche unserer Altvorderen über Bord geworfen, dass wir hin- und hergerissen sind und uns nicht entscheiden können. Heuer einen schönen Truthahn oder doch lieber eine Beiried nach der Niedertemperaturmethode? Zur Abwechslung wieder einmal Karpfen oder gleich ganz was Anderes?
Was speisen Haubenköche unterm Weihnachtsbaum, frage ich mich. Ich habe mich umgehört, das Ergebnis überrascht nicht wirklich: Der Salzburger Spitzenkoch Andreas Döllerer freut sich auf die traditionelle Würstelsuppe. Bei Familie Reitbauer bleibt am Heiligen Abend überhaupt die Küche kalt. Man gönnt sich dafür etwas ganz Besonderes: Uromas Spezial-Wurstsalat und französischen Gemüsesalat mit einer leichten Mayonnaise. Darauf freuen sich alle, erzählt der 4-Hauben-Koch Heinz Reitbauer, und danach gilt es einen Berg Weihnachtskekse zu bewältigen.
Wenn das so ist, sollte ich mich wieder mal an Schweinsbratwürsteln versuchen. Die Herstellung ist solide Handarbeit, vom Kochen des Sauschädels bis zum Füllen und Abdrehen der dünnhäutigen Würstel. Die optimale Würze und Konsistenz hat man nach einigen Fehlschlägen raus, aber dann ein Essen, das würdig ist, in die Familiengeschichte einzugehen.
Barbara Haiden ist GUSTO Redakteurin und schreibt in ihrer Kolumne "Haiden-Spaß" über klassische und traditionelle Kulinarik-Themen.