Was die deutsche Küche eigentlich bietet - Gerichte nach "Typisch Deutscher" Art
Was passiert wenn ein Drei-Sterne-Koch aus Frankreich der seit 37 Jahren in Deutschland lebt ein Buch schreibt? Ganz einfach: Eine Hommage an die deutsche Küche mit einem Kochbuch neu interpretierter Rezepte. Die französischen Wurzeln des Autors lassen sich allerdings nicht leugnen.
Das großformatige Buch präsentiert sich recht hübsch: Durch die Food-Fotos des "besten Food-Fotografen der Welt", werden die Rezepte von Jean Claude Bourgueil ganz besonders unterstützt und bringen das gewisse Etwas in dieses Kochbuch. Der Rezeptteil ist äußerst Fisch- und Meeresfrüchte-lastig, was nicht negativ ist, allerdings auch nicht jedermann ansprechen wird. Dafür ist der Süßspeisen-Teil umso köstlicher: Von Eisrezepten, über Keksbäckerein, bis hin zum "typischen" Lebkuchenhaus ist einfach alles dabei. Vor allem der karamellisierte Apelstrudel ist ein Wohlgenuss.
Leider weist der erfahrene Koch und Autor eine kleine Wissenslücke auf: "Deutschland ist meines Wissens das einzige Land auf der Welt, das Weinköniginnen kürt." Leider falsch informiert! Hierzulande weiß man natürlich das auch Österreich Weinköniginnen besitzt. Und ganz ehrlich: Hätte man kurz "gegoogelt" wäre schon unter den ersten 10 Ergebnissen etwas von österreichischen Weinköniginnen zu finden gewesen. Schade, dass der Koch seinen Fokus so klein eingestellt hat, dass das Nachbarland der "typisch deutschen" Küche einfach unterschlagen wurde. Vielleicht gibt es ja irgenwann eine zweite Auflage und Herr Bourgueil berichtigt seinen Fehler.
Nun dann, gut dass der Autor sonst als Koch tätig ist, denn in diesem Gebiet ist er einfach besser aufgehoben. Damit sie einen kleinen Vorgeschmack auf die Welt der deutschen Küche bekommen, hier noch ein Rezepttipp.
Kalbsleber Beriner Art
Zutaten: 1 Kalbsleber vom Metzger, Mehl, Butter, Senf, Zwiebelmarmelade, 5 cl salzarme Sojasauce, 3 cl Balsamicoessig, Frühlingslauch
Für die Zwiebelmarmelade: 150 g Butter, 1 kg rote Zwiebeln, 60 g Rohrzucker, 15 cl Himbeeressig, 6 cl Cassislikör, Meersalz
Zubereitung der Zwiebelmarmelade: Die Butter in einer Pfanne schmelzen lassen, bis sie leicht Farbe annimmt. Die Zwiebeln fein würfeln und in der Butter anschwitzen, bis die meiste Flüssigkeit verdampft ist. Den Rohrzucker zugeben und unter ständigem Rühren köcheln lassen, bis eine marmeladenartige Konsistenz entsteht. Zum Schluss den Himbeeressig zugeben und mit Cassislikör und Meersalz abschmecken. Die Zwiebelmarmelade ist ca. 2 Wochen haltbar.
Zubereitung: Die Leber von beiden Seiten in Mehl wenden, sodass nur ein dünner Film darauf bleibt. In schäumender Butter von beiden Seiten anbraten, sodass eine schöne Farbe entsteht. So sanft braten, dass die Butter ständig schäumt. Die Leber mit ein wenig Senf bepinseln und darauf Zwiebelmarmelade streichen. Aus der Pfanne das Fett abgießen und mit ein wenig salzarmer Sojasauce und etwas Balsamicoessig ablöschen. Anrichten auf einem geschmeidigen Kartoffelpüree und als Kontrast das fein geschnittene Grün vom Frühlingslauch.
"Typisch Deutsch" von Jean Claude Bourgueil ist im Fackelträger Verlag erschienen. 71,-. www.fackeltraeger-verlag.de