Weinpapst Karl Heinz Wolf & teure Tropfen: Jahrhundertverkostung mit edelsten Weinen

Im ehemaligen Forstamt am Attersee residiert Karl Heinz Wolf. Der nach Österreich ausgewanderte Deutsche, von Freunden Carlo genannt, ist Extrem-Hedonist. Er wird in der internationalen Weinszene als kundiger Connaisseur und kompromissloser Trinker der teuersten Kreszenzen der Welt geschätzt. Sein Gaumen ist an Rebensäfte, die mehrere tausend Euro kosten, seit Jahrzehnten gewöhnt. Wolf trinkt hochkarätige Burgunder oder unbezahlbare Spitzen-Bordeaux' wie andere Mineralwasser.

Der lebenslustige Genussmensch lud zu einer Weinverkostung ganz nach seinem Geschmack. In seinen heiligen Hallen am Attersee, wo sich in regelmäßigen Abständen internationale Weinexperten und begüterte Weintrinker treffen, wurden diesmal deutsche Rieslinge des legendären Weinguts Egon Müller degustiert. Unter Kennern ein Jahrhundertereignis mit historischer Bedeutung. Denn noch nie wurden von dem deutschen Traditionsweingut Weine aus sieben Dekaden zurückverkostet, darunter Rebensäfte aus Jahrgängen, die zu Höchstpreisen gehandelt werden. Nicht wenige der bei dieser Gelegenheit geöffneten Flaschen kosten über 2.000 Euro, die Trockenbeerenauslese des Jahrgangs 1976 etwa repräsentiert gar einen Wert von rund 10.000 Euro.

Qualitätsfanatiker
Önologische Happenings dieser Art veranstaltet Wolf schon seit geraumer Zeit. Der manische Qualitätsfanatiker (Lieblingsspruch: "Am schwersten ist es, seinen eigenen Ansprüchen zu genügen") ist schon vor Jahrzehnten durch den Verkauf des von ihm gegründeten GourmetFrischdienstes Rungis-Express zu einem stattlichen Vermögen gekommen. Auch als Weinhändler (Weinwolf) verdiente er zwischenzeitlich eine Stange Geld. Wolf gründete später am Attersee die Edellandwirtschaft Landart, die er ebenfalls bereits wieder verkauft hat, und sorgte zuletzt als Berater des Weingutes Schloss Halbturn für Aufsehen.

Lagerwert von 7 Millionen Euro
Kaum einer kennt das Geschäft mit Raritäten so gut wie Wolf. Doch das allein reicht nicht. "Wer nach Kellern mit Altweinen sucht, muss flüssig sein", lächelt Wolf, "da musst du schnell eine Million Euro hinblättern können." Fast jede Woche stöbern Weinart-Mitarbeiter in irgendwelchen Kellern auf der Suche nach der begehrten Handelsware. Allein der Lagerwert des deutschen Stammhauses beträgt rund 7 Millionen Euro, in Österreich wird er auf rund 1,5 Millionen geschätzt.

Teure Burgunder
Zu den absolut teuersten Weinen der Welt zählen traditionell Namen aus dem Burgund und aus Bordeaux. Vor allem Romanée Conti, das berühmteste Weingut im Burgund, ist bekannt für astronomische Preise. "Bei Romanée Conti gibt es unter 3.000 Euro die Flasche so gut wie nichts", erklärt Wolf mit einer ähnlichen Selbstverständlichkeit, wie sie auch unter Händlern von Luxuskarossen wie Maserati und Ferrari üblich ist.

Höchstpreise
Top-Burgunder wie Romanée Conti werden weltweit um atemberaubende Summen gehandelt. So werden für Jahrgänge wie 1985 oder 1990 zuweilen bis zu 10.000 Euro verlangt, ein 1959er kann unter Umständen auch bis zu 12.000 Euro kosten. Erst im März des Vorjahres blätterte ein Käufer in New York immerhin rund 170.000 US-Dollar (rund 125.000 Euro) für sechs Magnumflaschen Romanée Conti 1985 hin. Höchstpreise erzielen aber auch die bekannten und großen Châteaus aus Bordeaux, allen voran Château Petrus, sowie Mouton Rothschild, Lafite, Lafleur, Le Pin oder Cheval Blanc.

Hohe Nachfrage
"Besonders in letzter Zeit hat das Geschäft mit teuren Weinen enorm angezogen", ist sich etwa der Schweizer Weinhändler und namhafte Experte Max Gerstl sicher. "Die Leute rennen mir die Tür ein und zahlen Höchstpreise." Mit ein Grund für die Hausse: Die Zahl der Käufer aus Aufsteigerländern wie Russland, China und Indien hat stark zugenommen. Wer dort wirtschaftlichen Erfolg hat, will das nach außen hin auch dokumentieren: durch den Konsum von Spitzenweinen.

Nicht nur teure Franzosen
Aber nicht nur Weine aus Frankreich werden zu Spitzenpreisen gehandelt. Zu den teuersten Weinen der Welt zählen auch die wesentlich weniger bekannten Kreszenzen der deutschen Weingüter Egon Müller und J. J. Prüm. Weinexperte Wolf: "Wer jetzt Weine von Müller aus den Jahrgängen 2001 und 2005 kauft, hat eine echte Investmentanlage. Das sind großartige Jahrgänge, die irgendwann einmal ein Vielfaches wert sein werden." Allerdings kostet die 2005er-Trockenbeerenauslese schon jetzt stolze 2.700 Euro.