Weißwein, Rotwein oder Bier?
Zum Wiener Schnitzel muss es ein Grüner Veltliner sein und Rotwein zum Fisch ist ein peinlicher Fauxpas. Ach ja? Wenn mir aber ein Bier besser schmeckt? O Gott, o Gott! Über das passende Getränk zum Essen lässt sich trefflich diskutieren.
Geschmäcker sind verschieden. Zum Glück. So lässt das Thema Essen und Getränkebegleitung viel Raum für persönliche Vorlieben und Diskussionsstoff.
In Restaurants kann man dem Sommelier vertrauensvoll die Wahl überlassen. Wer selbst halbwegs sattelfest sein will, sollte ganz viel probieren, dabei die Aromen aufmerksam wahrnehmen und auf ihre Verträglichkeit zueinander prüfen. So wie Annemarie Foidl , Diplom-Sommelière und Präsidentin des Österreichischen Sommelierverbandes. Sie trinkt gerne verschiedene Weine zum Essen, weil sie dabei immer wieder neue spannende Kombinationsmöglichkeiten entdeckt. Wir haben die Expertin nach ihren Tipps gefragt.
Macht Wein zur Suppe Sinn?
Bei mir gibts keine
Suppe
ohne Wein! Aufpassen sollte man lediglich, dass der Wein nicht zu kühl ist, damit der Temperaturunterschied zur Suppe nicht zu hart ausfällt. Passend finde ich
gereifte Veltliner und Rieslinge
mit einigen Gramm Restzucker, zum Beispiel eine schöne Spätlese zu einer Maroni- oder Kürbis-Karottensuppe. Also grundsätzlich Weine mit ein bissl Schmalz, aber nicht zu viel Alkohol.
Salat und Wein. Wie löst man das Problem mit dem Essig?
Problematisch wird es, wenn der Essig im
Salat
zu sauer ist. Da ist das Öl wichtig, es mildert die Säure vom Essig. Ein
Wein mit wenig Alkohol
kommt am ehesten infrage.
Lieben alle Fische Weißwein? Was trinkt man etwa zum Karpfen?
Zur klassischen
Forelle Müllerin
würde ich einen
Neuburger oder Grünen Veltliner
empfehlen, generell einen leichteren Weißen.
Karpfen
verträgt Kräftigeres, mit Wurzelgemüse würde ich eher in Richtung Burgunder gehen
Chardonnay, Weißburgunder, auch einen Wiener Gemischter Satz
kann ich mir gut vorstellen. Mit kräftigen Gewürzen und Rotwein in der Sauce harmoniert natürlich ein Roter, etwa
Zweigelt oder ein weicher, nicht zu kräftiger Merlot, Pinot noir
sowieso.
Gibts einen universellen Gemüse-Wein?
Am leichtesten tun sich Weine mit vegetabilen Aromen wie
Muskateller, Sauvignon blanc, auch Grüner Veltliner oder Viognier
sollte man in die engere Wahl ziehen. Riesling und
Kraut
harmonieren sensationell übrigens eine Formel, die man sich merken kann. Rotkrautstrudel und ein gereifter
Riesling Smaragd
, wunderbar. Auch
Schaumwein
kann man versuchen, etwa zum Pastinakensoufflé.
Rosé ist im Trend. Wo passt er am besten?
Zwischendrin in einem Menü kann er eine gelungene Überleitung von Weiß- zu Rotwein sein. Rosé ist ein unkomplizierter Begleiter zu
Fisch
- oder
Nudelgerichten
und Gerichten mit Kräutern. Generell ist er zu Gemüsegerichten immer schöne Sache.
Wiener Schnitzel und Schweinsbraten. Zwei Klassiker auf der Suche nach der perfekten Begleitung. Wie soll sie aussehen?
Dezent fruchtiger
Neuburger
ist mein Favorit zum
Schnitzel
. Nussige Aromen finden sich sowohl in der knusprigen Panade als auch im Wein, das wirkt stimmig. Neuburger hat zwar dezente, doch ausreichend Säure, um mit dem Fett der Panade fertig zu werden. Alle
weißen Burgunder
sind eine gute Wahl, auch
Grüner Veltliner
, wenn er nicht zu fruchtig ist.
Zum
Schweinsbraten
mit Kraut und Knödel passt natürlich immer ein
Bier
. Mit Krautfleckerln als Beilage geht ein üppiger
Veltliner
gut. Auch nicht zu eleganter, bodenständiger
Grauburgunder
bringt Harmonie. Zu Kümmelbraten könnte ich mir
französischen Grenache
gut vorstellen, auch ein erdiger
Chateauneuf du Pape
wäre sicherlich spannend dazu. Oder
ein guter
Retsina
! Ich glaub, das könnte ganz lustig sein.
Grammelknödel, Sterz, Kasspätzle. Was würden Sie zu deftiger Hausmannskost raten?
So kräftiges Essen verlangt schon nach etwas Gewichtigem, ein säurereicher Wein mit Schmelz und Extrakt, aber dennoch nicht zu viel Alkohol. Zu
Kasspatzln
würde ich eher
Rotwein
empfehlen, Zweigelt, St. Laurent. Zum Sterz hingegen kann ein
Chardonnay
mit Holz oder ein kräftiger
Sauvignon blanc
die richtige Ergänzung sein.
Grammelknödel
würde ich mit kräftigerem
Veltliner oder gereiftem Riesling
kombinieren.
Warum passt zum Gulasch Bier besser als Wein?
Bier hat eine hohe Viskosität, dadurch belegt es die Zunge anders. Das hopfig-malzige Aroma puffert die Schärfe gut ab. Mit der Schärfe tut sich Wein schwer. Je schärfer ein Gericht, umso weniger Alkohol und Säure sollte das Getränk dazu haben. Ein passender Wein zu Rindsgulasch wäre daher eher einer mit Restsüße, ein kräftiger, der auch Botrytisnoten aufweisen kann. Einfacher ist es mit cremig-mildem
Kalbsrahmgulasch
. Da kann ein
gereifter Riesling oder Veltliner
mit leichtem Petrolton aus einem säurearmen Jahrgang gut passen.
Tafelspitz & Co. Ist nicht auch hier Bier die bessere Wahl?
Kann, muss nicht sein. Zu
Tafelspitz
passt viel, Weine mit Substanz und weniger Säure. Schöner kräftiger
Grüner Veltliner, Chardonnay, Zierfandler, Rotgipfler, auch ein Pinot noir
kann wunderbar dazu munden.
Gibts den typischen Wild-Wein?
Da können wir unsere schönsten, gereiften Rotweine auffahren.
Wild
wird ja meist kräftig abgeschmeckt, deshalb darfs grundsätzlich von allem ein bissl mehr sein.
Cabernet-Merlot, Cabernet Franc, Syrah
. Zu
Fasan
würde ich eher zu
Pinot noir
raten, zu einem gereiften
Weißburgunder
mit Holz oder klassischen
Chardonnay
aus dem Burgund.
Und schließlich: Was trinkt man zu Salzburger Nockerln?
Das ist schwer. In
Salzburger Nockerln
ist viel Eiweiß drin, da heißt es aufpassen, dass es nicht bitter und der Wein metallisch und leer wird. Das müsste schon eine
Trockenbeerenauslese
sein, eine muskatige. Wichtig ist, dass Essen und Wein im Süßegrad auf einer Ebene sind. Zu einem
Kaiserschmarren
mit Apfelmus wird eine
Riesling Beerenauslese
gut harmonieren.