Welchen Wein kann man wie lange lagern? Indiziensammlung für das richtige Timing

"Der beste Lagerplatz für Wein ist die Erinnerung". Das sagt einer der es wissen muss, nämlich der Traisentaler Topwinzer Ludwig Neumayer. Man könnte auch sagen, man soll die Feste feiern wie sie fallen und bevor ein Wein verdirbt, ist es besser ihn jung zu trinken. Auch wenn viele Experten meinen, dass die Weine in Österreich viel zu jung getrunken werden.

Für Weinfreunde ist es oft nicht ganz klar, wie lange man einen Wein lagern darf oder soll. Vorweg sei gleich gesagt, dass es zwar viele Indizien für lange Lebensdauer gibt, aber eine eindeutige Antwort kann darauf nicht gegeben werden. Am besten wissen noch jene Bescheid, die den Wein von seinem ersten Austrieb an begleitet haben: die Winzer. Man ist immer auf der sicheren Seite, wenn man sich an die "Hersteller-Angaben" zum Lagerpotenzial hält.

Erfahrende Weinfreunde schätzen aber die Größe und den Charakter von gereiften Weinen, die sich oft erst nach jahrzehntelanger Lagerung einstellen. Dabei kommt es in erster Linie auf die Qualität des Weines an. Als ältester trinkbarer Wein der Welt gilt der Rüdesheimer Apostelwein 1727. Die ältesten Weine, die wir alle noch lieber trinken würden stammen allerdings von den großen Jahrgängen aus dem Bordelais und der Burgund. Hier sind wir auch schon beim ersten Indiz für Lagerfähigkeit und Reifepotenzial angelangt.

Der Jahrgang: Sind die Klimavoraussetzungen optimal, dann steigt auch die Weinqualität und somit die Haltbarkeit.

Der Alkoholgehalt: Kräftigere Weine sind in der Regel besser lagerfähig als leichte. Allerdings darf man die Volumsprozente nie als einzigen Anhaltspunkt heranziehen. Portweine, Sherrys und Madeiras sind schier endlos lagerfähig, auch wegen dem hohen Zuckeranteil.

Der Restzucker: Gute Prädikatsweine können Jahrhunderte überdauern. Besonders wenn hoher Restzuckergehalt mit markanter Säure gepaart ist, kann man den Wein über Generationen vererben.

Die Säure: Es sind oft vergessene Weißweine, die nach jahrzehntelanger Lagerung durch ihre Frische überraschen. Besonders Wachauer Rieslinge können umbeschadet ein wahres Methusalem-Alter erreichen.

Tannine: Gerbstoffe aus den Schalen und den Kernen erhöhen die Lebenserwartung von Weinen. Auch Lagerung im Barriquefass steigert den Tanningehalt.

Alter der Rebstöcke: Jahrzehnte alte Rebstöcke ergeben kräftige und extraktreiche Weine, die oft gewaltiges Reifepotenzial haben. Der älteste Rebstock der Welt ist übrigens über 400 Jahre alt, steht in Marburg und trägt noch immer Trauben.

Verschluss: Fehlerfreier Naturkork gewährleistet beste Lagerungs- und Reifebedingungen. Glas- und Schraubverschluss sind entgegen der landläufigen Meinung auch für langfristige Lagerung geeignet, mit dem Sauerstoff in der Flasche ist sehr kontrollierte Oxydation möglich. Weine mit Kunststoffkork reifen höchst unberechenbar und sollten binnen 1-2 Jahren konsumiert werden. (red)

Voraussetzung ist sind aber in jedem Fall optimale Lagerbedingungen. (siehe Kasten)