Wie man im Mittelalter gegessen hat

Alte Kochrezepte können nicht nur für die kreative Küche, sondern auch für die Erforschung der Alltagskultur ihrer Entstehungszeit eine Fundgrube darstellen. Aspekte der historischen Kulinarik und Fragen der Auffassung von gesunder Ernährung im Mittelalter stehen im Zentrum der interdisziplinären Tagung "Der Koch ist der bessere Arzt - Zum Verhältnis von Diätetik und Kulinarik im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit" Ende Juni an der Universität Graz.

Das Mittelalter überrascht - wie in vielen anderen Bereichen - auch in Bezug auf Nahrung, Ernährung und Diätetik mit einer bunten und noch weitgehend unerforschten Vielfalt. Der am Institut für Germanistik der Universität Graz beheimatete Verein Kulima (Kulinarisches Mittelalter) hat es sich zum Ziel gesetzt, hier aktiv Forschung zu betreiben. "Rezepte von damals waren mehr als einfache Handlungsanweisungen - zwischen den Zeilen war auch medizinisches Alltagswissen versteckt, das heute erst Schritt für Schritt entdeckt wird", betont Karin Kranich. Die Grazer Mediävistin hat am Institut für Germanistik mittelalterliche Rezeptsammlungen ausgewertet.

Vorbeugung von Krankheiten
Im Zuge ihrer Analysen zeigte sich: "Im Zentrum der mittelalterlichen, ganzheitlichen Gesundheitslehre stand die Vorbeugung von Krankheiten durch die alltägliche Ernährung". So seien Nahrungsmittel in verschiedene Gruppen eingeteilt worden, die wiederum aufeinander abgestimmt werden mussten. "Das Ideal war das Gleichgewicht - deshalb wurden wärmende Gewürze, wie zum Beispiel Ingwer, den winterlichen Backwerken zugefügt. Auch Milchreis ist eine klassische Kombination 'kalter' und 'warmer' Nahrungsmittel", so die Mediävistin. Nach und nach sei das mittelalterliche "Haushaltswissen" vom Zusammenhang von Ernährung und Gesundheit jedoch verloren gegangen.

"Wir sehen uns an, was wir uns heute davon noch abschauen können", so die Organisatorin der Grazer Tagung. Diskutiert wird aber grundsätzlich auch, wie beispielsweise die arabische Ernährungslehre das Ernährungsverhalten des deutsche Mittelalter beeinflusst hat. Laut Veranstaltern waren die Kochbuchtexte "Leittexte" für die Wege der Wissensvermittlung und der Wissenstransformation von der Antike bis in die Frühe Neuzeit.

Weiterführende Infos
Tagung "Der Koch ist der bessere Arzt - Zum Verhältnis von Kulinarik und Diätik im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit"
20. - 22. Juni 2013
Universität Graz, Hauptgebäude
graz2013.kochbuchforschung.org

apa/red - 17