Wiederentdeckter Trend von Pferdefleisch: Pariser Köche bemühen sich um Renaissance
Es ist zart und aromatisch, doch vielen Menschen will es einfach nicht schmecken: Pferdefleisch blieb bisher für Tierfreunde ein Tabu. Das soll anders werden. Pariser Schlachter und Köche bemühen sich um eine Renaissance, die Entrecôte oder Tournedos vom Pferd wieder einen festen Platz auf dem Speiseplan der Franzosen verschaffen soll.
Pferd als Billignahrung
Zu den Zeiten der ersten Pferdeschlachter in Paris, Mitte der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts, lebten viele verarmte Arbeiter in Paris, wenige Jahre später verlor das Land den Krieg gegen Preußen, die Hauptstadt wurde sogar belagert. Der Verzehr von Pferdefleisch stieg damals rapide an. Einer der Hauptgründe hierfür war, dass es günstiger als Rindfleisch war.
Pferdefleisch als Teil der Esskultur
Pferdefleisch ist relativ fettarm und sehr eisenhaltig", sagt der Arzt Xavier Panier, der auf Ernährungsfragen spezialisiert ist. Und während es zum Beispiel in angelsächsischen Ländern als völlig unmöglich gilt, Pferd zu essen, ist es in Frankreich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Teil der Esskultur.
Doch in den vergangenen Jahren sind auch dort die Vorbehalte gegen Pferdefleisch gewachsen. Allein zwischen 1999 und 2002 ging die Zahl der Pferdeschlachter landesweit von 1.300 auf 1.000 zurück, wie das französische Fleisch-Informationszentrum mitteilt.
Pferd als Freund oder Futter?
Manche Gourmets behaupten, wer Pferdefleisch ablehne, tue dies meist aus rein psychologischen Gründen, da wir diese als zahme, gutmütige Haustiere liebgewonnen haben und deren Verzehr eher abstoßend finden.
Auch exotische Variationen möglich
Der Koch Otis Lebert bietet in seinem Restaurant "Le Taxi jaune" nur mehr Pferdefleisch an. "Wenn es den Leuten nicht passt, dass es kein Rind gibt, sollen sie woanders hingehen", sagt der Küchenchef. "Neulich haben wir ein französisch-japanisches Abendessen bei mir organisiert. Ich habe Pferdetatar mit Wasabi und Olivenöl gemacht, das war köstlich." (apa/red)