Winzer haben spezielle Macho-Weine im Angebot und "echte Kerle" als Zielgruppe

Wein für echte Kerle - damit wollen Winzer in Kalifornien ihr Geschäft beleben. Nachdem im vergangenen Jahr speziell auf den Geschmack von Frauen abgestimmte Weine für guten Umsatz sorgten, soll nun der "Macho-Merlot" die Kassen klingeln lassen. Um sich aus der Masse hunderter Marken hervorzuheben, sei ein auf das X- oder Y-Chromosom ausgelegter Wein "keine schlechte Strategie", sagt der Management-Professor Robert Smiley von der University of California. Rennsport-Freak Mario Andretti zählt somit zu den zukünftigen, potentiellen Kunden...

Für die Winzer gehe es angesichts eines harten Konkurrenzkampfs in erster Linie darum, Aufmerksamkeit zu erregen, erklärt Smiley. Im vergangenen Jahr gelang ihnen das bei den weiblichen Kunden mit Namen wie "Verrückte Hausfrau" oder "Notlüge". Nach Angaben des Marktforschungsinstituts ACNielsen haben acht speziell auf die weibliche Zielgruppe ausgerichtete Weinsorten im vergangenen Jahr rund zehn Millionen Dollar (8,3 Millionen Euro) eingebracht - bei einem Gesamtumsatz von schätzungsweise acht Milliarden Dollar (6,7 Milliarden Euro).

Wein für das Volk
Vor allem teure Qualitätsweine gelten schon seit langem als Männer-Domäne. Das Winzer-Team von Ray's Station Vineyards in Kalifornien ist jedoch überzeugt, dass es neben den erklärten Wein-Experten eine bisher unerschlossene Zielgruppe gibt - den Familienvater, der im Garten grillt beispielsweise, oder den begeisterten Fan von Autorennen. "Diese Kerle sind verheiratet und haben mehrere Kinder", sagt Brian Hilliard, der bei Ray's Station für das Marketing zuständig ist. Wein gehöre zwar zu ihrem Leben, aber viele seien sich dessen gar nicht bewusst.

Galoppierende Hengste & mehr
Ray's Station hat inzwischen einen auf diese Käuferschicht ausgerichteten Merlot und einen Cabernet Sauvignon für jeweils rund 15 Dollar (12,50 Euro) im Angebot. Man könne von Ray's Station keine butterweichen Chardonnays oder seidigen Sauvignons erwarten, betont das Team. Die Verpackung ist relativ schlicht gehalten: Auf dem Label ist der Umriss eines galoppierenden Hengstes zu sehen, dazu gibt es auf die männliche Zielgruppe ausgerichtete Fischerei- oder Jagdszenen.

Respektlos
Verkaufszahlen hat das Unternehmen noch nicht. Die Rückmeldungen der Händler seien jedoch positiv, erklärt Marketing-Mitarbeiter Hilliard. "Die Leute reagieren darauf genau so wie sie sollen: sie lachen", sagt er. Die Macho-Weine seien "ein bisschen respektlos" und sollten Spaß machen - zugleich handele es sich dabei aber um absolut hochwertigen Rebensaft, betont er.

Keine Weichei-Weine für Mario Andretti
Eine andere Winzerei, Ravenswood, hat sich das Motto "Keine Weichei-Weine" auf die Fahnen geschrieben. Das für seine Zinfandel-Weine bekannte Unternehmen ist in diesem Jahr offizieller Sponsor beim größten amerikanischen Autorennen NASCAR. Was auf den ersten Blick als ungewöhnliche Verbindung erscheint, gibt es indes schon länger: So sind mehrere Rennfahrer ins Winzerei-Geschäft eingestiegen, darunter Mario Andretti, der ein Weingut im kalifornischen Napa besitzt.

Ferrari & Co
Boyce Brannock, begeisterter NASCAR-Fan, verfolgt den Trend des Macho-Weins nach eigenen Angaben mit großem Interesse. Er schätzt schon länger sowohl gute Weine als auch schnelle Autos und trifft sich mit Freunden jedes Jahr im Februar, um die Saison mit Weinproben aus Frankreich zu eröffnen. Die neuen Strategien der Winzer sieht er als Versuch, auch bei eher untypischen Zielgruppen ein Interesse für Wein zu wecken. Zumindest sollten die neuen Käufer "nicht gleich die Nase rümpfen", wenn ihnen ein Glas angeboten werde, so Brannock.