Zielgruppe Gutmensch im FORMAT: Welche Händler auf Fairtrade-Lebensmittel setzen

Billa, Spar und Hofer setzen zunehmend auf Fairtrade-Lebensmittel. Auch weltweit wuchs der Umsatz mit Fairtrade-Produkten 2005 um 37 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Wer in dem Business verdient und wie "gut" die Produkte wirklich sind.

Lorenzo, Bauer im peruanischen Ort Montero, erntet jede Woche sein Zuckerrohr. Dennoch kommt er mit der Zuckerherstellung kaum nach. "Die Nachfrage aus Europa ist so hoch, dass wir neue Pressmaschinen anschaffen mussten", sagt er bei einem Lokalaugenschein von FORMAT in den peruanischen Anden, "trotzdem können wir den Bedarf nicht decken."

Lorenzo und seine Kollegen aus der Kooperative Cepicafe verkaufen ihren Zucker sowie Kaffee und Kakao an sogenannte Fairtrade-Importeure in Deutschland, den USA und Frankreich, die ihnen im Rahmen eines globalen entwicklungspolitisch inspirierten Systems Mindestpreise garantieren, die meist über dem Weltmarktniveau liegen.

Für ein Quinatl (45,5 Kilo) Fairtrade-Zucker bekommen sie zwanzig Dollar, ohne Fairtrade wären es nur drei Dollar. Wurden ihre Produkte in den Industrieländern lange nur über eher verschrobene Dritte-Welt-Läden vertrieben, springen nun zunehmend auch die großen Handelsketten auf den Zug auf - in Österreich etwa Billa, Spar und Hofer.

Weltweit wuchs der Umsatz mit Fairtrade-Produkten 2005 um 37 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. In Österreich stieg der Absatz im Einzelhandel sogar um 62 Prozent auf knapp 27 Millionen Euro. Kassenschlager sind Bananen, Kaffee und Orangensaft.

Der Handelsriese Spar verkauft mittlerweile sechzig Artikel, die das Label der aus sozialen und ökologischen NGOs hervorgegangenen Zertifizierungsorganisation Fairtrade tragen - von Rosen bis Reiswaffeln.
Auch Billa setzt nach besten Erfahrungen mit dem Bioboom (Ja!Natürlich) jetzt auf die Ethikwelle und auch der Diskonter Hofer hat die Moral im Regal schon für sich entdeckt.

Doch nicht nur Handelsketten naschen am Menschlichkeitsboom in den Konsumtempeln mit. Auch Hersteller wie der Vorarlberger Fruchtsaftproduzent Pfanner sind an Bord. Pfanner, der im vergangenen Jahr 35 Prozent Umsatzzuwachs bei Fairtrade-Orangensaft verzeichnete und Anfang Jänner einen FT-Multivitaminsaft auf den Markt brachte, stellt die Ethik-zertifizierten Säfte aus Fairtrade-Orangen her.

Weltweiter Erfolg
Das Phänomen ist keineswegs auf Österreich beschränkt. Die Supermarktkette Sainsbury's, die zweitgrößte Englands, hat erst Anfang Jänner den umfangreichsten Vertrag in der Fairtrade-Geschichte unterschrieben. Das gesamte Bananen-Sortiment (110.000 Tonnen im Jahr) kommt jetzt von Kleinbauern aus dem Fairtrade-Netzwerk.

Der Nachschub an Ware wird angesichts solcher Megadeals schon knapp. Denn obwohl in Afrika, Asien und Lateinamerika Millionen Bauern unter existenzgefährdend niedrigen Weltmarktpreisen ächzen, tun sich die Fairtrade-Manager schwer, neue Lieferanten zu gewinnen. "Die Auflagen sind sehr streng. Viele Produzenten können sie nicht erfüllen", bekennt Paz Lopez Santiago, Geschäftsführer der Kooperative Cepicafe, im Gespräch mit FORMAT. "Arbeitsverträge gibt es oft nicht, und bei vielen Familien ist es normal, dass Kinder mithelfen. Im gerechten Handel geht das aber nicht."

Studie
Eine jüngst veröffentlichte Studie der Weltbank kommt jedenfalls zu dem Ergebnis, dass Fairtrade wettbewerbsfähige Organisationen schafft und im gleichen Maß wie transnationale Konzerne regionale Investitionen fördert. Bildung und Gesundheit der Menschen vor Ort steigen. Ex-EU-Landwirtschaftskommissar Franz Fischler sieht das differenziert: "Fairtrade ist ein erster Ansatz, diese Ungleichheit zu beseitigen. Doch um wirklich etwas zu ändern, ist mehr nötig."

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