"Zukunft gehört den Kleinröstern": Kaffee-Experte ist für die Belebung von Tradition
Was sich bei der Bierproduktion in Form von Gasthausbrauereien schon längst in Österreich etabliert hat, könnte auch in Sachen Kaffee Erfolg haben: Die Produktion am Ort des Konsums selbst oder zumindest in der Nähe.
"Die Zukunft gehört den Kleinröstern", ist der Präsident des Instituts für Kaffee-Experten-Ausbildung in Wien, Leopold Edelbauer, überzeugt. Der Fachmann plädiert für einen Schuss Nostalgie als belebendes Element für die traditionellen Kaffeehaus-Szene in Zeiten des Hereindrängens von internationalen Kaffee-Ketten. "In Wien hat es früher mehr als 100 Kleinröster gegeben, so dass Hausfrauen immer frischen Kaffee kaufen konnten", sagte Edelbauer im Gespräch mit der APA. Wichtig sei dies, da der beginnende "Altgeschmack" schon 14 Tage nach dem Rösten auftrete.
Kaffee-Institut für Experten & Co
Rösten ist einer der Unterrichtsgegenstände am Kaffee-Institut, das fünf-bis sechstägige, aufeinander aufbauende Kurse für Experten, Kaffee-Sommeliers und für Chef-Diplom-Sommeliers anbietet. Seit der Gründung vor gut fünf Jahren haben rund 350 Interessenten die Ausbildung absolviert, zehn brachten es bis zur "Meisterstufe". Gelehrt wird theoretisch und praktisch alles rund um die Bohne: Von Pflanzenarten, Anbaugebieten und den Preisen an den Warenbörsen eben bis zum Rösten, Mahlen, der Zubereitung - inklusive Flambieren - und Verkostung des Kaffees. "Ein relativ großer Prozentsatz der Kursteilnehmer kommt aus Deutschland und der Schweiz", sagte Edelbauer.
Kapuziner statt Caffe Latte
"87 Prozent der Wien-Touristen gehen ins Kaffeehaus", sagt der Experte und drängt allein schon aus diesem Grund auf die Besinnung auf Tradition. Das bedeutet, dass seiner Ansicht weder Caffe Latte noch Cappuccino etwas auf heimischen Getränkekarten verloren haben - statt dessen Melange und Kapuziner, letzterer mit richtigem Schlagobers statt geschäumter Milch. (APA/red.)