Zur Fußball-EM soll Bier in Strömen fließen:
Bereits zuvor wird es um fünf Prozent teurer

Die österreichische Brauwirtschaft stößt bereits jetzt auf gute Geschäfte während der Fußball-Europameisterschaft 2008 an. Brauereiverbands-Obmann Markus Liebl, er ist auch Chef des Biermarktführers Brau Union, rechnet in Österreich im Mai und Juni mit einem temporären Absatzzuwachs von 10 bis 20 Prozent. Davon sollte auch für das Gesamtjahr 2008 etwas übrig bleiben. Sofern das Wetter mitspielt.

Zuvor schon allerdings dürfte Bier wieder teurer werden - im Schnitt wohl um die 5 Prozent, wie aus der Branche zu hören ist. Die Brauer stöhnen europaweit unter einer Kostenlawine, so auch in Österreich.

Vorräte anlegen
Zum Vergleich: Während der Fußball-Weltmeisterschaft war in Deutschland im Juli 2006 um 10 Prozent mehr Bier verkauft worden als im Vormonat. Die Jahresbilanz der deutschen Brauer wuchs 2006 aber nur um 0,6 Prozent. Was in Deutschland passierte, nämlich dass während der WM kurzfristig Bier und Flaschen knapp wurden, soll hierzulande nicht passieren. "Wir setzen alles daran, dass in Österreich das Bier während der Europameisterschaft nicht ausgeht", sagte Liebl bei der Jahrespressekonferenz seines Verbandes. Auch die Logistik arbeite auf Hochtouren. Er rät dennoch, gewisse Vorräte für die Zeit der Austragung anzulegen.

Dänen offizieller EM-Sponsor
Dass kein österreichischer Brauer, sondern Carlsberg offizieller Sponsor ist und damit Stadien und Fanmeilen dominiert, schmerzt die heimische Branche nach eigenen Angaben nicht sehr. Das dänische Bier werde in den Fan-Bereichen teuer sein, und die heimischen Brauer glauben, dass die Konsumenten nach den Spielen die "normale" Gastronomie aufsuchen und dort ihren Bierdurst löschen. "Bier passt einfach ideal zum Fußball", so Liebl. Er hoffe nur, dass die heimischen Fußballer genau so fit seien wie die heimischen Brauunternehmen.

Gar nicht feierlich zumute ist den Brauern allerdings, wenn sie über die explodierenden Kosten fürs Bierbrauen reden müssen. Der Kostendruck sei "enorm" gestiegen, sagten Liebl und Verbands-Geschäftsführerin Jutta Kaufmann-Kerschbaum heute. "Und es ist nicht davon auszugehen, dass der Druck 2008 und 2009 geringer wird", prognostizierte Kaufmann-Kerschbaum. "Es ist mit Preissteigerungen zu rechnen", bestätigte Liebl.

Gestiegene Produktionskosten
Die Preise für Malz, Hopfen und Braugerste seien immens gestiegen, teurer wurden auch Energie, Transport und Verpackung. Braugerste, schon 2007 um 20 bis 30 Prozent teurer geworden, dürfte heuer nochmals um mehr als 50 Prozent zulegen. Höhere Welt-Bierproduktion, schlechte Ernten, aber auch neue Konkurrenz durch Bioenergie haben diesen Rohstoff knapp werden lassen. Inlands-Hopfen ist etwa ein Zehntel teurer geworden, Importhopfen sogar um das 3- bis 4-fache. Deutsche Brauereien, wie etwa Veltins, haben schon Bierverteuerungen um bis zu 9 Prozent angekündigt. Die großen bayerischen Brauereien wollen ihr Bier nach jüngster Ankündigung um rund 5 Prozent verteuern. In diesem Ausmaß, also etwa 4 bis 5 Prozent, dürfte es im Schnitt in den nächsten Wochen und Monaten - wohl ab März/April - auch in Österreich raufgehen, heißt es in der heimischen Branche.

Branchenführer ist in Österreich die Brau Union, und sie hat 2007 auch die Exportbilanz aufgemöbelt. Temporäre Ausfall-Lieferungen im Heineken-Konzern durch eine steirische Brau-Union-Brauerei (für die nach einem Unfall eine Zeit lang außer Gefecht gesetzte kroatische Brauerei Karlovacka) haben dem heimischen Bierexport 2007 einen Einmaleffekt beschert: Die Exporte stiegen um mehr als 41 Prozent auf 700.000 hl.

Hohe Biersteuer
Mit 8,5 Mio. Hektolitern (plus 0,2 Prozent, ohne Exporte) haben die heimischen Brauunternehmen 2007 den Bierverkauf von 2006 "ein wenig übertroffen", wie heute berichtet wurde. Zugelegt hat damit auch der Pro-Kopf-Konsum, der von 108 auf knapp 109 Liter anzog. Nur Tschechen und Deutsche trinken mehr. Die Tschechen kamen 2006 auf rund 160 Liter, die Deutschen 2007 vermutlich auf 112 (nach 116 im WM-Jahr 2006) Liter. Liebl sieht die heimische Branche seinem Ziel näher, die Deutschen irgend wann einmal zu überrunden. Was sonstige Vergleiche mit Deutschland betrifft, so ärgert die heimischen Brauer auch in der laufenden Preisdebatte die hierzulande besonders hohe Biersteuer, der Unterschied zu den Deutschen betrage 2 Euro pro Kiste. Für die nächste Steuerreform will Liebl wieder beim Finanzminister mit dem Begehr vorstellig werden, die Steuer zumindest auf deutsches Niveau zu senken. "Hinter jedem Glas Bier stehen 4.000 Arbeitnehmer im Land", zehnmal so viele, bewerte man die gesamte Wertschöpfungskette um das Produkt Bier. Von der Polit-Debatte um hohe Nahrungsmittelpreise hingegen fühlt man sich "überhaupt" nicht betroffen. Der Bierpreis habe in den letzten zehn Jahren weniger zugelegt als die allgemeine Inflation. (apa/red)