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Lebensrezept Hubert Wallner: „Nicht ohne das Grießkoch meines Vaters“

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Hubert Wallner
 © Joerg Lehmann

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Welches Rezept begleitet Sie durchs Leben? Haubenkoch und Gastronom Hubert Wallner über ein besonderes Gericht, das sein Vater für ihn zubereitet hat.

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Mein Vater war ein talentierter Fleischermeister. Ich hatte eine sehr starke Bindung zu ihm und habe viel von ihm gelernt. Er war unheimlich streng, aber wenn er gesehen hat, dass man etwas mit Hingabe und Leidenschaft macht, dann konnte man von ihm alles haben. Er hat mir beigebracht, dass man nicht aufgibt, wenn es schwierig wird. Dass man immer durchhalten soll. Er hat mich sehr geprägt.

So begabt mein Vater auch in seinem Beruf war – beim Kochen hatte er weniger Talent. Aber in meiner Kindheit hat er für mich trotzdem – und das sehr gut – Grießkoch zubereitet. Nicht nur der Geschmack ist ausschlaggebend dafür, dass dieses Gericht mich bis heute begleitet: Auch dass er es nur für mich gekocht hat, hat dem Grießkoch Bedeutung verliehen.

Als Kind habe ich das Grießkoch am liebsten vor dem Einschlafen gegessen. Zuvor ließ ich es etwas abkühlen, dann kam Kakao darüber und schließlich habe ich Löffel um Löffel aus der Masse gestochen. Wenn wir eingelegte Kirschen zu Hause hatten, gab es zudem eine andere Kombination, die ich geliebt habe: Grießkoch, Vanilleeis und dazu die Kirschen. So mache ich es noch heute!

Ich habe die Tradition des Grießkochs beibehalten und es oft für meine Kinder zubereitet. Am Familienrezept habe ich dabei ganz bewusst nichts Essenzielles verändert, ich verwende sogar die gleiche Kakao-Marke wie meine Eltern. Ich finde, solch einfache Rezepte sollte man so belassen wie sie sind. Wenn man etwas variiert, würde es nicht mehr so wie früher schmecken, einfach nicht mehr das Gleiche sein. Und darum geht es doch: um die Erinnerungen, um die Gefühle, die der Geschmack weckt, um das Schwelgen in der Vergangenheit. Deshalb mache ich das Grießkoch auch immer wieder für mich selbst, wenn ich alleine bin. Einerseits lasse ich dann die Seele baumeln, andererseits denke ich an meinen Vater, der vor zwei Jahren gestorben ist. Da schwingt dann auch Wehmut mit. Ich erinnere mich daran, wie er das Grießkoch für mich zubereitet hat. Wie er am Herd gestanden ist, umgerührt hat und ich ihm zugesehen habe. Traurige Gefühle zuzulassen finde ich wichtig: Es gibt doch gerade in der heutigen, so schnelllebigen Zeit nichts Schöneres, als mit den Eltern gemeinsam zu kochen, mit ihnen Zeit zu verbringen und sich daran gerne zu erinnern, wenn dies nicht mehr möglich ist. Das Grießkoch hat für mich in diesen Momenten etwas wunderbar Tröstliches.

Rezept: Grießkoch mit Vanilleeis und Amarenakirschen

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Rezept: Grießkoch mit Vanilleeis und Amarenakirschen

Grießkoch mit Vanilleeis und Amarenakirschen

 © Joerg Lehmann

Zutaten

6 Portionen

Vanilleeis:

  • 350 ml Milch

  • Mark von 3 Vanilleschoten

  • 150 ml Schlagobers

  • 140 g Staubzucker

  • 8 Eidotter

Grießkoch:

  • 500 ml Milch

  • 1 EL Butter

  • 1 Prise Salz

  • 3 EL Zucker

  • Mark von 1 Vanilleschote

  • 90 g Grieß

  • Zimtpulver

  • Amarenakirschen

Zubereitung

  1. Für das Vanilleeis Milch mit Vanillemark und Vanilleschoten aufkochen. Obers, Zucker und Eidotter verrühren.

  2. Die Vanilleschoten aus der Milch nehmen und die Dotter-Obers-Mischung zur Milch geben. Diese auf 80 °C erhitzen, dabei ständig rühren. Masse danach in der Eismaschine gefrieren lassen.

  3. Für das Grießkoch Milch und Butter in einem Topf bei mittlerer Hitze langsam zum Kochen bringen. Salz, Zucker und etwas frisches Vanillemark zugeben. Sobald die Milch aufkocht, langsam den Grieß einrühren. 3–4 Minuten leicht köcheln lassen (kontinuierlich rühren, damit nichts anbrennt), bis der Brei die gewünschte Konsistenz bekommt. Je länger der Brei kocht, desto dickflüssiger wird er. Wenn der Brei zu dick geraten ist, etwas Milch hinzufügen und damit den Grießkoch verdünnen.

  4. Zusammen mit Vanilleeis und Amarenakirschen anrichten. Vor dem Servieren das Grießkoch mit Zimt bestreuen.

Tipp: Legen Sie sich für dieses Rezept in der nächsten Kirschensaison einen Vorrat an selbstgemachten Amarenakirschen zu. Dafür 1 kg Süßkirschen entsteinen, in einen Topf geben, 300 g Zucker dazugeben, alles einmal aufkochen und bei mittlerer Hitze 15 Minuten leicht köcheln lassen. Der Zucker soll sich komplett auflösen. 1 EL Zitronensaft, 100 ml Amaretto und Mark von 2 Vanilleschoten zur Kirschmasse geben und weitere 10 Minuten köcheln lassen. Die Flüssigkeit sollte jetzt dickflüssig und sirupartig sein. Amarenakirschen in ein Rexglas (Fassungsvermögen 500 ml) füllen und dieses sofort verschließen. Die ausgekratzten Vanilleschoten können Sie in Kristallzucker stecken und z.B. in einem Thermomix zu Vanillezucker verarbeiten.

Die Küche der Sonne (Edition A la Carte)

Die Küche der Sonne (Edition A la Carte)

Mehr Rezepte von Hubert Wallner finden Sie in seinem neuen Buch.

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Diese Geschichte ist in GUSTO Oktober 2024 erschienen.

Über die Autoren

Jahresabo ab 6,20€ pro Monat
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